1. Krefeld

Im Arbeitslosenzentrum wachsen die Aufgaben: Manche öffnen keine Briefe mehr

Im Arbeitslosenzentrum wachsen die Aufgaben : Manche öffnen keine Briefe mehr

Das ökumenische Arbeitslosenzentrum hat einen neuen Leiter - und eine Menge Aufgaben.

Im ökumenischen Arbeitslosenzentrum am Westwall 32 steigt die Beratungsdichte an. Denn Jo Greyn, 18 Jahre lang Leiter der Einrichtung, ist in den Ruhestand getreten. Damit hat sein Nachfolger Hans-Peter Sokoll nur noch eine weitere Beraterin an seiner Seite.

Zu zweit führen sie nun die rund 2600 Beratungen im Jahr durch. "In einem Jahr habe ich ca. 2000 Schreiben verfast", blickt Sokoll zurück, der bereits seit 2013 beim ALZ mitarbeitet.

Nun hat der Diplom-Sozialwissenschaftler die Leitung übernommen; und eine Menge Arbeit vor sich: "13.000 Menschen in Krefeld sind länger als vier Jahre arbeitslos", weist Sokoll auf das große "Potenzial" der sozialen Anlaufstelle hin. Die Menschen kommen aber nicht nur wegen fehlender Arbeit ins Zentrum. "Es geht auch um Mieterhöhungen, steigende Heizkosten und die persönliche Lebenssituation", vermittelt Sokoll einen Eindruck von dem Aufgabenspektrum. Immerhin leben allein 25 Prozent der Kinder in Hartz-IV-Haushalten, fallen also unter die Rubrik "Kinderarmut".


Werner Fleuren, Vorsitzender des Trägervereins, ergänzt: "Manchmal bringen Menschen ungeöffnete Briefe vom Amt mit und sagen: machen Sie auf." Das sind zum Teil Menschen, die sich gar nicht mehr trauen, sich den Problemen mit Ämtern und Jobcentern zu stellen.

In Hans-Peter Sokoll finden sie einen ebenso engagierten Partner an ihrer Seite wie es Jo Greyn war. "Er war parteiisch", resümiert Werner Fleuren anerkennend dessen lange Amtsperiode, "ein Mann mit Ecken und Kanten, der Empathie für die Menschen hat, die zu ihm kamen."

Das ALZ wird gemeinsam von der katholischen und evangelischen Kirche getragen. "Ich bin Christ und Gewerkschafter", unterstreicht denn auch Hans-Peter Sokoll. Der gebürtige Moerser studierte an der Gesamthochschule Duisburg und war als Projektleiter und Geschäftsführer in verschiedenen Sozialberatungseinrichtungen tätig, bevor er 2013 als Sozial- und Rechtsberater zum ALZ stieß.

Wenn sich der 59-Jährige etwas wünschen könnte, wäre es die Einrichtung eines "zweiten sozialen Arbeitsmarkts", getragen von einem breiten Bündnis staatlicher und sozialer Einrichtungen. Als passionierter Radfahrer hätte er auch schon eine Idee: "Man könnte für die Errichtung von Radschnellwegen zwischen den Nachbarstädten soziale Stellen schaffen." Damit wäre vielen Arbeitslosen geholfen.