1. Krefeld

Angenehme Kühle in Krefelder Museen: Kunst: Wieviel Zerfall ist gewünscht?

Angenehme Kühle in Krefelder Museen : Kunst: Wieviel Zerfall ist gewünscht?

Alte Bilder zu restaurieren erfordert feinfühlige Arbeit. Aber noch mehr Kopfzerbrechen bereitet die Sanierung moderner Kunst. Im Krefelder KWM weiß man ein Lied davon zu singen.


Sebastian Köhler ist Restaurator im Kaiser-Wilhelm-Museum. Mit viel Liebe bringt der Fachmann wertvolle Bilder auf Vordermann, an denen der Zahn der Zeit nagt.
Doch Pinsel und Spatel reichen nicht, wenn der Alterungsprozess Kunstwerke der modernen Zeit ereilt. "Ein Künstler wie Joseph Beuys hat den Alterungsprozess als Teil seines Kunstwerkes betrachtet", stellt Köhler klar.
Da stellt sich für den Restaurator die schwierige Frage, wie viel Alterung er zulassen darf und wie viel Zerfall er verhindern muss. Köhlers Antwort: "Wenn die Absicht des Kunstwerkes nicht mehr erkennbar ist, ist die Grenze überschritten."


Beispiel: das Holzbrett "Hibernia". Beuys hat das zunehmende Abblättern der Farbe, mit der es eingestrichen ist, einkalkuliert. "Dennoch darf sich das Brett nicht so weit verändern, dass es nicht mehr authentisch ist", gibt Köhler zu bedenken.


Diese Veränderung stellte sich aber nun zunehmend ein. Die abgeblätterten Stellen wurden immer größer.
Deshalb hat Köhler Fachrestauratoren engagiert, die sich speziell diesem Brett und anderen ausgewählten Kunstwerken aus dem Bestand des KWM gewidmet haben. Die Restaurierung der einzelnen Objekte dauert zum Teil viele hundert Stunden, weshalb Köhler nicht alles alleine ausführen kann; zumal für manche Materialien ganz spezielle Fachkenntnisse erforderlich sind.
Somit hat das Kaiser-Wilhelm-Museum finanzielle Unterstützung durch das offizielle Restaurierungsprogramm Bildende Kunst des Landes Nordrhein-Westfalen beantragt. "Das Land übernimmt 80 Prozent der Kosten", freut sich Köhler.


Drei abstrakte Kunstobjekte der Moderne konnten dadurch wieder instand gesetzt werden.
Wobei die Ausführung der Arbeiten nur ein Teil des Gesamtprozesses sind. Nicht weniger Kopfzerbrechen macht das Konzept der Restaurierung entsprechend der Grundfrage: wie viel Sanierungsarbeit ist überhaupt gewünscht und zulässig?
Im Fall des Brettes "Hibernia" hat sich die Bedenkzeit über mehrere Jahre erstreckt.

INFO Besonders kühl ist es übrigens im Textilmuseum. "Mit unseren 18 Grad in der Ausstellung haben wir einen angenehmen Aufenthaltsort", so Museumsleiterin Dr. Annette Schieck. Die Ausstellung "Seide - Textile Pracht aus 2000 Jahren" haben bereits über 8000 Besucher gesehen. Der abkühlende Weg ins Haus am Andreasmarkt lohnt jetzt einmal mehr, da gerade die Zusatzausstellung "Silk Now" in Kooperation mit der Akademie Mode und Design Düsseldorf eröffnet wurde.

Hier geht es zur Bilderstrecke: Kaiser-Wilhelm-Museum: Fotos der Eröffnung