Jahresprogramm KWM & Co : Kunst mit den Ohren erkunden
Krefeld Noch befindet sich die Kunstwelt im „Beuys-Jahr“. Doch das Team des Krefelder Kaiser-Wilhelm-Museums hat die Planung für 2022 bereits abgeschlossen. Auf das niederrheinische Publikum warten pfiffige Überraschungen.
„Wir haben ein sehr experimentierfreudiges Programm“, stellt Direktorin Katia Baudin voller Vorfreude ihre Pläne für das kommende Jahr im Kaiser-Wilhelm-Museum und den Häusern Lange und Esters vor. Ein Leitmotiv dabei ist der aktive Dialog zwischen Künstler, Museum und Besucher. Denn an Dialog mangelt es in Zeiten von pandemiebedingten Abständen.
Sowohl Experiment wie reichlich Dialog verspricht die neue Hauptausstellung im nächsten Jahr. „Live on Air“ heißt sie und spricht vornehmlich das Ohr an. Dr. Sylvia Martin, stellvertretende Direktorin, trägt Kunstwerke aus den 50er, 60er und 70er Jahre zusammen, die Klänge, Geräusche oder akustische Signale von sich geben. So wird der Sound zum unsichtbaren Material von Kunst. Teils werden die Besucher am Werk auch selbst Töne erzeugen können. „Wie verhält sich der Sound zu den Arbeiten und zum Raum“, gibt Dr. Martin eine Leitfrage vor. Die Ausstellung beginnt am 25. November 2022 und läuft bis 25. März 2023.
Eröffnet wird das neue Kunstjahr am 3. April mit einer Doppelausstellung zum Krefelder Künstler Adolf Luther und dem Südamerikaner Julio Le Parc in den Häusern Lange und Esters an der Wilhelmshofallee. Beide Künstler haben bahnbrechende Arbeiten zur beweglichen Kunst vorgelegt. In der Verteilung auf zwei Häuser, die gleich nebeneinander stehen, lassen sie sich wunderbar miteinander vergleichen wie auch in ihrer jeweiligen Eigenart würdigen. Zur Unterstützung hat Katia Baudin die Luther-Expertin und Krefelderin Dr. Magdalena Broska als Mitkuratorin gewonnen. Die Doppelausstellung läuft bis 25. September.
Legendär ist das Gartenhäuschen im Park von Haus Lange und Haus Esters. Die amerikanische Künstlerin Andrea Zittel hatte es 2019 in ein Gesamtkunstwerk verwandelt. Nun will sie ihre Installationen auf den Garten ausdehnen und damit den Skulpturenpark der Freiluftanlage erweitern. Beginn ist 2. Juni.
Als Gesamtkunstwerk soll auch das neu gestaltete Café im Kaiser-Wilhelm-Museum wirken. Der Designer Robert Stadler hat es für die unterschiedlichen Zwecke - vom kulinarischen Genuss über Vortragsraum bis zum Kinosaal - künstlerisch gestaltet. Im Frühjahr 2022 ist Eröffnung.
Ein besonders spannendes Projekt manifestiert sich in der Reihe „Sammlungssatellit“, in der sich stets ein Künstler mit einem Kunstwerk aus dem Krefelder Bestand auseinandersetzt. Diesmal hat die kanadische Künstlerin Shannon Bool den Krefelder Nachlass von Otto Eckmann erkundet, ein Maler und Grafiker des Jugendstils, der auch das erste Logo für das Kaiser-Wilhelm-Museum geschaffen hatte. Ihre „Antwort“ auf den 1902 verstorbenen Typographen ist vom 9. Juni an zu sehen.
Der Bestand an Kunstwerken im Magazin des Kaiser-Wilhelm-Museums umfasst rund 20.000 Werke. Im ersten Obergeschoss des Museums sind in 15 Themenräumen jeweils zueinander passende Bilder und Skulpturen aus dem eigenen Besitz ausgestellt. Allein diese Räume sind immer einen Besuch wert. Zumal sie in zeitlichen Abständen stets neu gestaltet und bestückt werden. „Lassen Sie sich überraschen“, freut sich Katja Baudin auf das Kunstjahr 2022.
