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Kriegsende in Krefeld

Erinnerungstag in Planung : Kriegsende in Krefeld

Am 2. und 3. März 2020 begeht Krefeld den 75. Jahrestag des Kriegsendes in der Seidenstadt. Eine Arbeitsgruppe sucht dazu Zeitzeugen und Dokumente.

„Wir möchten vom Kriegsende in Krefeld ein differenziertes Bild erhalten und darstellen“, gibt Sandra Franz die Richtung vor.

Die Leiterin der NS-Dokumentationsstelle Villa Merländer koordiniert eine Arbeitsgruppe, die den Einmarsch amerikanischer Truppen in Krefeld am 2. und 3. März 1945 aufarbeitet.

Die Erfahrungen der Bevölkerung in diesen Tagen sind unterschiedlich. Stefan Kronsbein vom Heimatverein hat einen Fischelner Bürger befragt, der den Einmarsch als 11-Jähriger erlebt hat. „Er berichtet, dass der Einmarsch zivil verlaufen ist.“ Hingegen vermittelt ein Verwaltungsbericht aus dem Jahre 1946 einen anderen Eindruck: „Da ist von massiven Plünderungen und Vergewaltigungen in der Stadt die Rede.“

Sandra Franz geht es bei der Aufarbeitung der historischen Tage und der folgenden Zeit um Objektivität. „Für manche bedeutete der Einmarsch das Ende ihrer Verfolgung durch die Nazis, für andere aber das Ende ihrer Welt.“ Ängste waren mit dem Einmarsch ebenso verbunden wie Erleichterung über das Ende der Kämpfe.

Markus Scholten bringt die amerikanische Sicht auf diese historischen Tage ein. Als Mitglied einer Internetgruppe ist der Heimathistoriker mit Angehörigen der damaligen Soldaten aus der 102. Infanterie-Division verbunden, die in Krefeld einmarschierte. „Sie haben mir Tagebücher und private Fotos geschickt“.

Die Fotos zeigen Soldaten, wie sie auf Krefelds Straßen Baseball spielen oder fröhlich in einer demolierten Straßenbahn ihren Sieg feiern. Auf einem Foto hat sich ein Soldat eine SS-Uniform angezogen und lässt sich von einem Kameraden mit Gewehr niedermachen. Ein makabrer Scherz.

Sandra Franz: „Man muss bedenken, dass die Soldaten meist junge Männer waren, die das erste Mal von zu Hause fort waren.“ Da gibt es, wie heute auch, eine spezielle Psychologie.

Bei der Deutung von Fotos und anderen Dokumenten ist stets Medienkritik angebracht. Denn auch Fotos spiegeln nur bedingt die Wirklichkeit. Schließlich werden positive Szenen, wie das Verteilen von Schokolade an Kindern, mit Vorliebe fotografiert; negative Szenen aber wie Plündern oder Foltern nur selten fotografisch festgehalten. Ebenso subjektiv sind Tagebücher oder Zeugenaussagen.

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Nicht nur der Einmarsch selbst, sondern auch die unmittelbare Folgezeit ist von Interesse: „Wie funktionierte die Verwaltung, gab es Übergriffe von befreiten Fremdarbeitern, wie verlief der Übergang von Amerikanern zu Engländern?“, reißt Stefan Kronsbein nur einige der möglichen Themen an.

Die Arbeitsgruppe sucht in Archiven und Museen nach Antworten. Auch Zeitzeugen aus Krefeld sind der Gruppe hoch willkommen.

Im Jahr 2020 jährt sich das Kriegsende zum 75. Mal. Am 2. und 3. März sollen die Ergebnisse der Arbeitsgruppe in der Stadt präsentiert werden. Ein Erinnerungsakt mit offiziellen Ansprachen dazu ist ebenfalls in Planung.

Zeitzeugen gesucht

Sandra Franz sucht weitere Zeitzeugen, die den Einmarsch der Amerikaner und die unmittelbare Zeit danach erlebt haben oder Bürger, die aus dieser Zeit alte Fotos, Tagebücher oder sonstige Dokumente besitzen. Sie mögen sich bei Sandra Franz melden: Tel.: 50 35 53 oder auf E-mail: sandra.franz@krefeld.de