1. Krefeld

Das neue Weihnachtsmärchen Pinocchio im Stadttheater: Kindgerecht, aber nicht kindisch

Das neue Weihnachtsmärchen Pinocchio im Stadttheater : Kindgerecht, aber nicht kindisch

Am Sonntagnachmittag feierte im Stadttheater das neue Weihnachtsmärchen "Pinocchio" Premiere.

Ein Ballettmärchen sowohl für kleine Kinder ab 5 Jahren und zugleich auch für Erwachsene wollte das Stadttheater anbieten. In dieser Altersspreizung ein sportlicher Anspruch.


Die Choreographen Robert North und Sheri Cook lösen ihn ein, indem sie das Stück uneingeschränkt Märchen und uneingeschränkt Ballett sein lassen. Kindgerecht, aber nicht kindisch.


Tänzer Marco Carlucci gibt den Schreinermeister, der aus Einsamkeit eine Puppe schafft, die zum Leben erwacht. Er bewegt sich glaubwürdig wie ein alter Mann. Paolo Franco brilliert mit lausbubenhafter Ausstrahlung in der Rolle des hölzernen Sohnes, der ebenso ungehorsam wie liebesbedürftig ist. Das Auf und Ab der Emotionen überträgt sich mühelos auf das Publikum.


Das erweist sich durch das spontane Aufbrausen des Applauses nach fast jeder Szene; so häufig, wie es im "Erwachsenen"- Theater durchaus nicht normal ist.


Zur Emotionalisierung trägt die Musik bei. Sie wird von einer Combo, die sichtbar auf dem Dach der Kulisse sitzt, sehr einfühlsam gespielt. Bemerkenswert, wie präzise Musik und Tanzbewegungen abgestimmt sind. Allein dies ist eine große Leistung aller Beteiligter.


Wie beim Ballett üblich, erschließt sich nicht jede Szene auf Anhieb. Wenn der Tanz auch pantomimisch unterstrichen ist, so erfordert das Stück doch Aufmerksamkeit. Ein klares Kontrastprogramm zu den knalligen Albernheiten so mancher Kindercomics im Privatfernsehen.


In den besten Momenten gelingen dem Theaterteam Szenen von höchster Ästhetik, die keinen Vergleich mit "Erwachsenen" -Ballett zu scheuen brauchen: Wenn Pinocchio und sein Vater in Seenot geraten und schließlich im Bauch eines Walfisches landen, dann spielen das volle Ensemble mit Kulissen und tollen Lichteffekten so anmutig ineinander, dass sich auf der Bühne ein wundersames Gesamtkunstwerk entfaltet.


Wie beeindruckt das Publikum war, das minder- wie auch das volljährige, bestätigte der rasende Applaus am Ende des Stücks, der in Getrampel und rhythmischem Dauerklatschen überging. Der Saal war begeistert.


Ein Wort verdient noch das Begleitplakat, das für einen Euro im Theaterfoyer zu bekommen ist. Auf der Rückseite hat das Theater nicht nur alle Mitwirkenden aufgeführt, sondern erklärt in kindgerechter Sprache, was ein Ballett eigentlich ist und wie so ein Stück entsteht. Geben wir es ruhig zu: Da können auch wir Erwachsenen noch etwas lernen.

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Weitere Aufführungen:
Das Stück läuft bis 26. Dezember in einer Vielzahl von Vormittags- und Nachmittagsaufführungen für Schülergruppen. Buchung unter Tel.: 02151/805-180.
Im freien Verkauf sind die Vorstellungen: 19. November (16 Uhr); 26. November (11 + 15 Uhr); 26. Dezember (15 Uhr). Karten an der Theaterkasse: Tel.: 02151/805-125.