1. Krefeld

Kids: Auszeit unterm Himmelszelt

Krefelder „Ankerpunkt“ : Kids: Auszeit unterm Himmelszelt

Kinder von Eltern, die an Krebs erkrankt sind, finden eine Entlastung im Krefelder „Ankerpunkt“.

„Das ist in Nordrhein-Westfalen ein Pionierangebot“, schätzt Dietmar Siegert. Zumindest hat der Geschäftsführer des Krefelder Kinderschutzbundes im ganzen Land keine vergleichbare Einrichtung entdecken können.

Seit letztem Sommer ist der „Ankerpunkt“ nun in Krefeld an der Friedrich-Ebert-Straße 53 installiert. Hier betreuen die Kunsttherapeutin Katrin Petri und die Erzieherin Claudia Taler Kinder, deren Elternteile an Krebs erkrankt sind.

Das ist oftmals bitter nötig. Denn die Krebserkrankung von Mutter, Vater oder Geschwister bringt für die Kinder viel Stress mit sich: „In der Familie dreht sich auf einmal alles um die Krankheit und den Erkrankten“, beschreibt Katrin Petri die Veränderungen im Familienleben. Kleine Kinder begreifen den Charakter der Krankheit nicht. Manche ergehen sich in düsteren Fantasien, in Schuldgefühlen, lachen nicht mehr. „Hier bei uns können sie eine Auszeit nehmen“, beschreibt Claudia Taler den Zweck des „Ankerpunkts“. Die betroffenen Kinder treffen sich immer montags von 13.30 Uhr bis 15.30 Uhr.Großzügige Spender haben es dem Kinderschutzbund ermöglicht, den Kids hervorragende Räumlichkeiten bieten zu können:

Snoezelraum

„Hier ist unser neuer Snoezelraum“, führen die Betreuerinnen stolz in ein geradezu märchenhaft eingerichtetes Kuschelzimmer. Da gibt es ein breites, weiches Sofa mit Kissen und Himmelbetttüchern. Besonders begehrt bei den Kids ist auch die schwebende, höhlenartige Zimmerschaukel. „Hier können die Kinder auch mal für sich sein, wenn sie dies möchten“, erklärt Frau Taler. Gemeinsame Aktivität entfaltet die Kindergruppe im Souterrain. Hier ist ein Bastelraum eingerichtet, der jeden Hobbyhandwerker neidisch werden lässt: Hobelbank, gigantische Pinnwand, Farbtöpfe, Pinsel und Pappe am großen Holztisch mit Blick auf den Garten stehen bereit. Daneben gibt es noch ein Spielzimmer für die Kinder und einen Besprechungsraum für die Eltern. Besprochen wird vor allem das Konzept der Betreuung. Katrin Petri und Claudia Taler spielen mit der Kindergruppe jeweils ein Thema durch, um die inneren Spannungen der Kinder zur Sprache zu bringen und sie dadurch aufzulösen.

Ausdruck der Gefühle

„Derzeit haben wir das Thema Gefühle“, erklärt Frau Taler. Mit den Kids erarbeitet sie pantomimisch Körperhaltungen, die Trauer, Freude oder Stolz ausdrücken. Auch die Gestaltung von Emojis kann helfen, inneres Befinden zu artikulieren. „Um Wut auszudrücken veranstalten wir schon mal eine Kissenschlacht“, lacht Claudia Taler. Das Programm baut seelische Spannungen ab, schafft kindgerechte Aufklärung über den Sachverhalt von Krebserkrankungen und entlastet auch die Eltern. „Ein Kind äußerte den Wunsch, seinen Geburtstag in unserer Gruppe zu feiern“, freut sich Katrin Petri über das gewonnene Vertrauen. Zuhause waren für eine Geburtstagsfeier die Bedingungen nicht mehr gegeben. Krebskranke Eltern, die ihre Kindern gerne für den „Ankerpunkt“ melden möchten, wenden sich einfach an die Geschäftsstelle des Kinderschutzbundes an der Dreikönigenstraße 90 – 94, Tel.: 02151/96 19 20. Der „Ankerpunkt“ ist für die Eltern kostenlos.