1. Krefeld

Historie, Skurriles und Kunst

Historie, Skurriles und Kunst

Alte Fassaden aus allen Epochen, Wasserstraßen, Flair und ziemlich viel Kultur: In Gent, der Hauptstadt von Ostflandern, nur zweieinhalb Sunden von hier, scheint die „Verweilqualität“ erfunden worden zu sein.

Der ehemals mächtige Stadtstaat und heutige belgische Provinzhauptstadt Gent hat alles, was eine sehenswerte Stadt ausmacht: Endlos viele historische Fassaden, die zwei Flüsse Leie und Scheldt, kulturelle Vielfalt und die trutzige Burg Gravensteen mitten in der Innenstadt - Idylle pur gespickt mit kleinen Lädchen, viel Gastro, Märkten und Kunst. Aber nicht nur das: Die Genter gehen pfiffig offensiv mit Themen um, die andere lieber verstecken. So muss man sich in der Innenstadt nicht mehr über beschmierte Hauswände ärgern, denn in der kleinen Graffiti Street jenseits des Klostergartens können Spray-Künstler und solche, die es noch werden möchten, nach Herzenslust Wände, Pflaster und Durchgänge bunt machen. Nur manches davon ergibt ein Bild und noch weniger geht als Kunst durch. Aber allein die Idee verdient schon einen Preis.

Preisverdächtig ist auch die Markthalle aus Holz und Beton neben der Sint-Niklaaskerk, 700 Quadratmeter groß und vom belgischen Architekten Paul Robbrecht entworfen. Unter der riesigen Überdachung ist an Samstagen Wochenmarkt und an anderen steht da bloß ein Klavier, an dem man sich versuchen kann. „Die Akustik ist unvergleichlich“, sagt der deutschsprachige Tourguide, dem der Bau selbst überhaupt nicht gefällt. Die so genannte Markthalle ist da, seit die Genter beschlossen haben, den CO2-Ausstoß in ihrer Innenstadt zu verringern und den Autoverkehr zu verbannen - zumindest oberflächlich. Denn unter der Erde gibt’s ein riesiges Parkhaus, in dem man dennoch mit dem Auto bis ins Zentrum gelangt und die Aufgänge sind an eben jener Markthalle.

Wer nicht will, muss trotzdem nicht zu Fuß gehen. In Gent City kann man sich mit Straßenbahn, Bus, Leihfahrrad, kostenlosem Elektro-Shuttle, Pferdkutsche und Boot vorwärts bewegen. Und fast alles ist in der City Card Gent enthalten, plus dem kostenlosen Eintritt in sämtliche Sehenswürdigkeiten. Die Card kostet für 48 Stunden 30 Euro (72 Stunden 35 Euro) und bietet so viel, dass man sich schon sputen muss, um wenigstens einen Teil zu schaffen. Vieles davon ist skurril, so zum Beispiel die Ausstellung der Missetaten im Stadtmuseum S.M.A.K., oder die Sammlung an Gegenständen der Lebensart aus dem 20. Jahrhundert, inklusive Rauchwaren, im Huis van Alijn. Selbst die verschiedenen Folterwerkzeuge in der Festung Gravensteen werden mit belgischem Humor über Kopfhörer von einem Comedian vorgestellt.

(Report Anzeigenblatt)