Gottglaube gegen Geldgier

Francois De Carpentries ist in der Seidenstadt ein gern gesehener Gast. Bescherte der versierte Regisseur dem niederrheinischen Publikum doch wunderbare Opernaufführungen, zuletzt die opulent ausgestattete "Manon".

Nun hat er eine Aufgabe übernommen, die auf den ersten Blick sehr schwierig erscheint: es galt, zwei gänzlich verschiedene Einakter zu einem gemeinsamen Opernabend zu verknüpfen.
Die Rede ist von der Tragödie "Cavalleria rusticana" von Pietro Mascagni und der Komödie "Gianni Schicchi" von Giacomo Puccini.
De Carpentries siedelt die beiden italienischen Stücke in die frühen Jahre des 20. Jahrhunderts und in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg an. In der ersten Oper steht die göttliche Ordnung im Vordergrund, von der sich die Menschen leiten lassen. In der zweiten Oper wurde Gott durch die Gier nach Geld ersetzt. "Es sind die zwei Facetten von Italien", erläutert der Regisseur sein Konzept, "die zwei Facetten einer Welt."

Diese Entwicklung ist die geistige Klammer, die De Carpentries dem Opernabend verleiht. Die inhaltliche besteht darin, die jeweilige Familiengeschichte beider Einakter zu einer gemeinsamen Generationenabfolge über die Jahrzehnte zu vereinen.
Dabei bleiben die Teile ästhetisch unterscheidbar: der erste Teil erscheint in trister schwarz-weißer Ausstattung. Dies repräsentiert die alte Welt. Der zweite Teil kommt bunt und flippig daher, erinnert an den "Kitsch des Fernsehens".

Trotz zwei verschiedener Komponisten hängen die Opern auch musikalisch zusammen. Denn Mascagni und der weitaus berühmtere Puccini waren befreundet und gaben sich gegenseitig Impulse. In Krefeld dirigiert das Orchester Generalmusikdirektor Mihkel Kütson.
Premiere der Aufführung war gestern Abend. Unsere Besprechung finden Sie im nächsten StadtSpiegel und auf www.mein-krefeld.de
Weitere Aufführungen:
7.,8.,9. Oktober; 18. Dezember; 17., 27. Januar. Theaterkasse, Tel.: 805-125.