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Streifzüge durch Krefelds Wirtschaftsgeschichte: Gestern Industrie, heute Kultur

Streifzüge durch Krefelds Wirtschaftsgeschichte : Gestern Industrie, heute Kultur

Die Krefelder Industrie ist ein vernachlässigtes Kapitel der rheinischen Geschichte. Ein neues Buch nimmt wichtige Aspekte in den Blick.

"In der fünfbändigen Krefelder Stadtgeschichte ist das Thema Industrie nicht abgedeckt", bekräftigt Dr. Christoph Dautermann die Bedeutung des neuen Buches "Industriekultur - Krefeld und der Niederrhein."


Dabei hat das Thema einen hohen Stellenwert: "Das Verseidag-Gelände ist einer der wichtigsten Industrieorte bundesweit", hebt Professor Walter Buschmann hervor. Und die Restaurierung der "Alten Samtweberei" hält der Aachener Wissenschaftler geradezu für "modellhaft".


Buschmann hat mit einer Reihe von Fachleuten in Krefeld eine Tagung durchgeführt. Sein ganzes Berufsleben schon beschäftigt sich der ehemalige Denkmalpfleger beim Landschaftsverband mit den Spuren früherer Industrieanlagen im Rheinland.
"Im Jahre 2010 haben wir eine Reihe gestartet, die Industriekultur besser vorzustellen", erklärt der heutige Universitätsdozent. Köln, Wuppertal und Aachen waren die ersten Stationen, verblasste Wirtschaftsgeschichte wieder in den Blick zu nehmen. Jetzt war Krefeld an der Reihe.


In der Seidenstadt begeistert sich Buschmann besonders für das Zusammenwirken von Industrie, Architektur und Kunst. Schließlich hat der berühmte Architekt Mies van der Rohe auf dem Verseidag-Gelände seinen einzigen Fabrikbau realisiert. Und die Restaurierung der Alten Samtweberei sei in den Charakter des Stadtteils harmonisch eingebunden worden.


Beeindruckt zeigt sich Buschmann aber auch vom privaten Engagement. Meist sei es doch der Staat, der Industriedenkmäler aufrecht erhalte. Das Verseida-Gelände verdankt sein Aufblühen aber einem einheimischen privaten Investor.


Die Ergebnisse der Krefeld-Tagung hat Buschmann in dem neuen Band gebündelt. Das Buch ist in die Themenbereiche Textil, Montanindustrie, Chemie, Lebensmittel und Verkehr gegliedert. Jeder Wissenschaftler ist mit einem Aufsatz vertreten.


So zweifelt Dr. Christoph Dautermann an, dass es in Krefeld jemals die sogenannten "Weber-Häuser" gegeben habe. "Eine Legende", meint der stellvertretender Leiter von Burg Linn. Die Häuser seien in ihrer Höhe keineswegs für Webstühle konzipiert worden. Meist hätten gar keine Weber darin gewohnt.


Kunsthistorikerin Christiane Lange beschäftigt sich mit Mies-Gebäude der 30er Jahre, Stadtarchivar Dr. Olaf Richter mit Landschaften der Industrialisierung. Weitere Beiträge befassen sich mit der Textilkultur in Krefeld von 1855 bis 1971, dem Uerdinger Hafen, der Eisenbahnlandschaft am Niederrhein, der Paramentenweberei Gotzes in Krefeld und vielen anderen Themen.

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Das Buch ist mit aktuellen und historischen Bildern, Fotos und Karten reich illustriert. Es zählt 438 Seiten, ist kartoniert und kostet im Buchhandel 39,95 Euro. Erschienen ist es im Klartext Verlag Essen. Finanziert wurde die Veröffentlichung durch das Land NRW.