1. Krefeld

Platz knapp: Firmen wollen nach Krefeld

Platz knapp : Firmen wollen nach Krefeld

Die Wirtschaftslage der Seidenstadt ist merkwürdig zweigeteilt: Auf der einen Seite brummt der Motor, doch viele Arbeitslose können nicht mithalten.


Eckart Preen hat ein Luxusproblem: Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG), der er vorsteht, verzeichnet in Krefeld zwar erfreulich viele Firmenansiedlungen. Doch gerade deshalb wird der Platz knapp: "Wir brauchen neue Flächen", mahnt der WFG-Geschäftsführer, "derzeit können wir nur noch 30.000 qm anbieten."


Das hört Dirk Strangfeld nicht gern. Denn der Leiter der Agentur für Arbeit weiß zu schätzen, wie viele Arbeitsplätze Firmenansiedlungen nach sich ziehen.


Die WFG hat diesbezüglich einen klaren Schlüsselwert, den sie bei Ansiedlungswünschen von Firmen anlegt: "Wir fordern 40 Arbeitsplätze pro Hektar", bekräftigt Eckart Preen. Wer weniger bietet, muss beschäftigungsintensiveren Unternehmen den Vortritt lassen.


Mit diesem Auswahlfilter hat die WFG für den Krefelder Arbeitsmarkt hübsche Erfolge erzielen können: Mercedes-Benz Herbrand baut an der Anrather Straße auf 32.000 qm ein Nutzfahrzeug-Kompetenzzentrum und schafft 120 Arbeitsplätze. Die Firma Dräger hat eine Fläche von rund 20.000 qm gekauft und wird rund 400 Arbeitsplätze in Krefeld halten. Auch das Heilpädagogische Zentrum zieht nach Fichtenhain und steigert die Zahl seiner Arbeitsplätze von 75 auf 120.


Manche Arbeitsplätze waren bereits in Krefeld und können durch Eigentumserwerb hier gehalten werden, andere kommen von außen hinzu. So kommt die Firma "Expeditors International" von Ratingen an die Oberschlesienstraße und bringt über 100 Arbeitsplätze mit. Mittelfristig sollen es sogar 200 werden.


Neben der allgemein guten Konjunktur in Deutschland tragen auch die Ansiedlungserfolge zu einer Gesundung des Arbeitsmarktes bei: "Die Arbeitslosigkeit ist stark gesunken", freut sich Arbeitsagentur-Direktor Dirk Strangfeld. "Auch die Zahl der offenen Stellen liegt auf Rekordniveau", merkt Eckart Preen an. Das sind gute Aussichten für Fachkräfte.


Allerdings darf man auch die Kehrseite nicht aus den Augen verlieren:
Die Arbeitslosenquote in Krefeld liegt trotz Rückgang immer noch bei 10,3 Prozent, im Kreis Viersen liegt sie bei 6,2 Prozent. Und viele der arbeitslosen Menschen, die bei der Agentur für Arbeit gemeldet sind, haben nicht die fachliche Qualifikation, um die offenen Stellen zu besetzen. Da hilft nur: Ausbildung und Weiterbildung.

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Auch die Firmen siedeln sich gerne dort an, wo sie qualifiziertes Personal vorfinden. Deshalb arbeiten WFG und Arbeitsagentur eng zusammen. Im Jahre 2012 haben sie dazu sogar eine Vereinbarung getroffen. Sie scheint sich bewährt zu haben.