1. Krefeld

Einzige Textilbibliothek Deutschlands

Einzige Textilbibliothek Deutschlands

Krefeld verfügt über manchen Schatz, der in der Öffentlichkeit kaum bekannt ist. Einer davon steht im Textilmuseum.

Marion Porsch ist die Herrin der Bücher. „Ich konnte jetzt das zehntausendste Buch einsortieren“, freut sich die Bibliotheksverwalterin im Deutschen Textilmuseum Linn. Ihr Reich ist keine Bibliothek wie jede andere. „Wir haben die einzige Textil-Fachbibliothek in ganz Deutschland“, hebt Museumsleiterin Dr. Annette Schieck hervor. Deshalb kommen Wissenschaftler und Studenten aus dem ganzen Land nach Krefeld. Sie nutzen die einmalige Büchersammlung, um Forschungen zu betreiben oder ihre Seminararbeiten zu schreiben.

Die Bibliothek umfasst die unterschiedlichen Themenbereiche der Textilwirtschaft. Sie ist geordnet in die Rubriken Stickerei, Teppichknüpfen, Farbtechniken, geistliche Gewänder, Ornamentik und viele mehr. Darüber hinaus finden sich geografische Einteilungen wie Asien, Afrika oder auch Heimatliches. Nicht zuletzt die historischen Kategorien wie Jugendstil, 20. Jahrhundert oder auch allgemeine Kunstgeschichte runden die Systematik ab.

Highlights der Sammlungen sind die alten Schätze: „Unser ältestes Buch sind die Aufzeichnungen eines Leinenwebers aus dem Jahre 1621“, schlägt Marion Porsch ganz vorsichtig einen hochkantigen Band mit abgegriffenem Einband auf. In geschwungener Handschrift hat darin ein Handwerker die Stationen seiner Wanderschaft festgehalten, die zur damaligen Zeit Gesellen nach ihrer Lehrzeit unternahmen. Optisch beeindruckend ist auch eine großformatige Sammelmappe mit Abbildungen gotischer Tapisserien aus dem Jahre 1924.

Gegründet wurde die Bibliothek mit der Errichtung der „Höheren Webschule“ im Jahre 1855. Krefeld als Stadt der Seidenindustrie benötigte Fachleute, die vor Ort entsprechend ausgebildet werden mussten. Aus dieser Webschule entwickelte sich später die heutige Fachhochschule Niederrhein. Und natürlich brauchten Lehrende und Lernende eine zum Lehrbetrieb passende Fachbücherei. Mit Einrichtung des deutschlandweit einmaligen Deutschen Textilmuseums wurde die Bibliothek durch die Generationen hindurch stets erweitert.

Leider ist heute der Ankaufetat mit 1000 Euro sehr bescheiden. Doch profitiert die Sammlung auch von großzügigen Spenden, die stets willkommen sind.

Dafür ist der Schatz an Büchern und Zeitschriften öffentlich zugänglich. Wer also in Modezeitschriften vergangener Epochen blättern oder sich über Kleidung amerikanischer Naturvölker informieren möchte, kann sich bei Marion Porsch anmelden. Sie hilft auch gern, das richtige Buch aus den vielen Regalen herauszugreifen.

(StadtSpiegel)