1. Krefeld

Filmdreh mit Ulrich Noethen / Keine Zuschauer erwünscht: Drehort: Stadthaus wird Pestalozzi-Gymnasium

Filmdreh mit Ulrich Noethen / Keine Zuschauer erwünscht : Drehort: Stadthaus wird Pestalozzi-Gymnasium

Für Dreharbeiten zum Film "Aufbruch" hat eine Produktionsfirma das Krefelder Stadthaus heute ins Jahr 1960 versetzt und zum "Pestalozzi-Gymnasium" gemacht.

Zuschauer sah das Filmteam hingegen gar nicht gerne. Wer versuchte, die Dreharbeiten zu fotografieren, wie unser Fotograf, erhielt von den Filmleuten prompt einen Platzverweis.

Zu sehen waren 20 Oldtimer und etliche altertümliche Fahrräder, die am Konrad-Adenauer-Platz parkten. Schilder wurden demontiert, dafür eine historische Taxi- Ruf-Säule und ein antiker Briefkasten aufgestellt — die süßen Sechziger Jahre waren zurück.

In dieser Zeit spielt das TV-Drama "Aufbruch. Die Produktionsfirma "Tag/Traum" dreht den Film im Auftrag des WDR. Er wird gefördert von der Filmstiftung NRW. Ein Sendetermin in der ARD steht noch nicht fest, anvisiert wird aber Frühjahr/Sommer 2016.

"Aufbruch" ist die Fortsetzung des autobiographischen Projektes nach einem Roman von Ulla Hahn. Es schildert die schwierigen Jugendjahre der späteren Dichterin im Rheinland Mitte der 1960-er Jahre: Ihr Alter Ego Hilla Palm ist ein außergewöhnlich sprach- und phantasiebegabtes junges Mädchen aus einer bitterarmen Arbeiterfamilie, deren größter Wunsch es ist, ihr Abitur zu machen und zu studieren. Mit ihrer ausgeprägten Willenskraft und dem Wunsch, sich Wissen anzueignen, gelingt ihr dies letztendlich auch.

Regie führt Grimme-Preisträgerin Hermine Huntgeburth. Um kurz nach 9 Uhr morgens sind ihre ersten lautstarken Ansagen von ihr zu hören. Sie inszeniert die Fortsetzung des gefeierten Zweiteilers "Teufelsbraten", erneut mit Anna Fischer, Margarita Broich und Ulrich Noethen in den Hauptrollen.

Und genau diese Anna Fischer, die für ihre Leistung in "Teufelsbraten" ebenfalls mit einem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde, sitzt nun, dick in einen Mantel gepackt und mit Moonboots an den Füßen, auf der Treppe des Stadthauses und spricht mit einer Freundin, gespielt von Saskia Rosendahl. Es ist der erste Testlauf für die Dreharbeiten, Mantel und Moonboots werden später weichen müssen — trotz des nasskalten Wetters. Genau das hätte den Dreh fast scheitern lassen.

"Wir überlegen, den Dreh wegen des Wetters zu verschieben. Regen können wir eigentlich gar nicht brauchen", hatte Sonja Fischer, die sich bei der Produktionsfirma Tag/Traum um das Set kümmert, noch am Vortag gesagt. Die wochenlangen Vorarbeiten hätten erst einmal wieder über den Haufen geworfen werden müssen. Irgendwann am Nachmittag fiel dann aber doch die Entscheidung für den Dreh an diesem Donnerstag. "Das wäre alles zu aufwändig geworden", so Fischer. In enger Abstimmung mit mehreren Fachbereichen der Stadtverwaltung, der Polizei und den Stadtwerken hatte Tag/Traum den Dreh schließlich realisieren können.

Besucher und Mitarbeiter der Stadtverwaltung wurden dafür durch einen Hintereingang des Stadthauses geschleust, der übliche Mitarbeiterparkplatz neben dem Flachbau war für die Crew und die Oldtimer reserviert. Die Westparkstraße war zwischen 6 und 20 Uhr zwischen Preußenring und Birkschenweg gesperrt, Busse wurden nur nach Rücksprache durchgeleitet. Auch im Stadthaus waren die Dreharbeiten zu spüren. Während sich die Crew im Keller aufhielt, wurden im Foyer Bilder abgehängt, Aufkleber entfernt und Regale verstellt und eine Szenerie der 1960er Jahre geschaffen. Auch in den WC-Räumen wurde gefilmt. "Sie haben so einen antiken Charme", erklärt Fischer.

Hier geht es zur Bilderstrecke: Krefelder Stadthaus wird "Pestalozzi-Gymnasium"