1. Krefeld

Die Meister der Lässigkeit

Die Meister der Lässigkeit

Sie wissen, wie man tanzt und feiert und wie man trotz aller Widrigkeiten bei Laune bleibt: Die Kubaner sind ein gut gelauntes Völkchen. Nach drei Wochen Urlaub mag das aber nur ein flüchtiger Eindruck sein.

„Die Kubaner lassen sich nicht die Butter vom Brot nehmen“, sagen die, die schon öfter da waren. Die Gefahr, dass das Land nach seiner allmählichen Öffnung gen Westen auch von diesem - in Form von Immobilienkäufern - im großen Stil heimgesucht wird, ist trotzdem nicht von der Hand zu weisen. Und ich bin froh, dass ich das „alte“ Kuba noch mal sehen durfte, bevor Schickimicki Havanna ganz vereinnahmt und die Oldtimer nicht mehr zum Straßenbild gehören. Das denken viele, darum ist es zur Zeit dort voller, als sonst, aber immer noch viel leerer als anderswo.

 Redakteurin Ulrike Mooz hat das „alte“ Kuba, inklusive Zigarrenrauchversuch, besucht.
Redakteurin Ulrike Mooz hat das „alte“ Kuba, inklusive Zigarrenrauchversuch, besucht.

Wer sich drauf einlässt und ein bisschen Spanisch spricht, gehört gefühlt in Nullkommanix dazu. Das ist in Kuba ein bisschen wie im kölschen Karneval. Einen Rum und ein Salsa-Tänzchen in der Casa de la Trova (örtliches traditionelles Tanzlokal) und schon ist man eingemeindet - jenseits aller Jinetero- „Geschäftstüchtigkeit“. Ruckzuck ist man auf eine kubanische Dachterrasse zwischen Nachbarn, Hühnern und Schweinen zum Grillen und - natürlich wieder - zum Rum trinken, Zigarre rauchen und Tanzen eingeladen.

Die Meister der Lässigkeit

Die Kubaner sind Meister der Improvisation: Sie flicken ihre alten Autos mit (mittel)neuen Teilen aus China, sie renovieren ihre schönen alten Häuser mit Talent und Beton und sie kochen mit dem, was es gerade gibt. Richtige Idylle, wie in manchen romantischen Fernsehfilmen, sieht man deshalb eher selten. Wir sind ihr eigentlich nur in Santa Clara begegnet, in einer der schönsten casas particulares (Privatunterkünfte) Kubas. Dort schaltet und waltet Angel, der die Vorlieben von Westtouristen kennt, die alten Steinteppiche seiner casas liebevoll restauriert hat, dessen Häuser voller Pflanzenkübel und Antiquitäten stehen.

Wir sind mit Bus, Taxi, Inlandflug und Bicitaxi von Varadero über Matanzas nach Havanna, von da ganz in den Osten nach Baracoa, Guadalavaca, Holguin, Camagüey, Stanta Clara in die Schweinebucht und zurück nach Varadero gereist. Wir haben gelernt, dass Schlange stehen keine Katastrophe ist, dass die Kubaner allen Gerüchten zum Trotz überpünktlich sind, dass man auch gut drauf sein kann, wenn man nur wenig besitzt, dass die Begeisterung für Kunst nicht nur was für Intellektuelle sein muss und dass die Schweinebucht so heißt, weil es dort so viele kubanische Drückerfische gibt, die auf spanisch cochinos heißen - genauso wie das spanische Wort für Schwein. Und wir sind sicher: Wir kommen wieder!

(Report Anzeigenblatt)