1. Krefeld

Carmina Burana-Premiere: Die Körperlichkeit der Musik

Carmina Burana-Premiere : Die Körperlichkeit der Musik

Mit einer rauschenden Premiere des Musikballetts "Carmina Burana" eröffnete das Krefelder Stadttheater seine neue Spielzeit. Der Saisonauftakt geriet wuchtig. Am Ende applaudierten die Besucher rhythmisch und stehend.

Robert Norths Stärke sind poetisch anmutende Ballettkreationen mit gefühlvoller Musikuntermalung. Diesmal beschreitet der Krefelder Ballettdirektor den umgekehrten Weg: Sein neustes Tanzstück drückt mit der Kraft der Körper die im wahrsten Sinne des Wortes "tonangebende" Klangkulisse aus.

Äußerlich sichtbar wird diese Akzentverschiebung durch die Präsenz von Orchester und Chören auf der Bühne selbst. Die ganze Breite des Raumes nimmt die große Besetzung der Niederrheinischen Sinfoniker ein, stufig überragt vom Theaterchor sowie der Mädchen- und Knabengruppe der Chorakademie Kempen. Ein gewaltiges Musikensemble.

Geradezu suggestiv entfalten die Musiker und Sänger Carl Orffs vibrierendes Tonwerk "Carmina Burana". Die Vorlage ist eine mittelalterliche Sammlung meist lateinischer und teils mittelhochdeutscher Lieder. Orff hat 1937 aus den alten Stoffen eine Art säkulares Hochamt geschaffen, gespickt mit Anklängen an die moderne Rhythmik.

Diese mitreißende Komposition in Körpersprache umzusetzen, ist kein leichtes Unterfangen. Zumal die einzelnen Lieder kein einheitliches Thema haben. Robert North löst die Aufgabe, indem er prägnante Szenen aufgreift: Da ist die Geschichte vom gebratenen Schwan, der sich verzweifelt wehrt, von den Menschen aufgegessen zu werden; da sind die ausgelassenen Zecher, die sich in der Spelunke vergnügen; da ist das schöne Mädchen, das dem schmachtenden Jüngling beglückt in die Arme fällt.

Und damit klingen dann doch zwei Grundzüge an, die die ganze Szenenfolge hintergründig zusammenhalten: Glück und Liebe; Lieblingsthemen der mittelalterlichen Literatur. Und bei Licht betrachtet: die ewigen Lieblingsthemen auch unserer romantischen Seele.

Die Kostüme scheinen die Klammer zwischen den Zeiten zu symbolisieren: das matte Grau-Blau der Gewänder erinnert an das mittelalterliche Einerlei der Volkskleidung, die eng geschnittenen Hosen an unsere Jeansmode. Die streifenartigen Aufnäher könnten ebenso für antike Toga wie futuristische Sience-fiction-Uniformen stehen.

Die Kulisse bleibt karg. Ein Wolkenhimmel mit Lichteinfall muss genügen. Mehr darf es nicht sein. Denn die eigentliche Kulisse bilden die Musiker. Wie eben auch der eigentliche Hauptdarsteller die Musik ist.

Dennoch dominiert sie nicht den Tanz. Dieser gewinnt eine ganz eigene Ausstrahlung. Es ist nicht allein die figürliche Darstellung, die den Abend zu einem atemberaubenden Erlebnis werden lässt; es ist mehr noch das Charisma des Gesamtkörpers dieses Ensembles.

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Am Ende erhoben sich die Zuschauer vor Begeisterung von den Sitzen. Lang anhaltend beklatschten sie Tänzer, Musiker und Sänger. Fast schien es: auch diese Begeisterung gehörte zum Gesamtkunstwerk.

(StadtSpiegel)