1. Krefeld

Eine persönliche Betrachtung: Die Jagd nach dem kleinen Pieks

Eine persönliche Betrachtung : Die Jagd nach dem kleinen Pieks

Seit Montag können sich „Über 80-Jährige“ für eine Coronaschutz-Impfung anmelden. Viele Menschen ärgerten sich über den Start der Terminvergabe. Eine persönliche Betrachtung.

Montagmorgen, halb acht. Der Blick wandert zwischen Laptop und Uhr hin und her. Noch 30 Minuten, dann soll es losgehen. Endlich. Die Seite der Kassenärztlichen Vereinigung, die die Impftermine in NRW koordiniert und zuteilt, ist bereits geladen. Auch die Rufnummer 116 117 ist auf dem Festnetz gespeichert. Sicher ist sicher, denke ich mir. Schließlich möchte ich für meine Großeltern, 88 und 86 Jahre alt, möglichst zeitnah einen Termin ergattern. Da geht es mir so wie tausenden anderen, die für ihre Eltern, oder eben Oma und Opa, den lange ersehnte Coronaschutz sicherstellen wollen. Meine Großeltern halten sich zwar an alle Regeln, aber sie wünschen sich natürlich auch ihre Freiheit zurück. „Dann können wir auch endlich wieder selber einkaufen gehen und andere Dinge regeln“, betonen sie immer wieder. Ihr Wunsch ist verständlich.

8 Uhr. Der Startschuss wird zum Rohrkrepierer.

Der Server ist völlig überlastet. Immer wieder bekomme ich Fehlermeldungen angezeigt, immer wieder aktualisiere ich die Seite. Aber es passiert nichts. Eine Kollegin meldet sich unterdessen, berichtet von einem ersten, kleinen Erfolgserlebnis. Zumindest die Registrierung hat sie für ihre Mutter erfolgreich abschließen können. Wenige Minuten später folgt jedoch auch bei ihr die Ernüchterung. Es hat doch nicht geklappt. Also alles auf Anfang.

Währendessen habe ich gefühlt 100 Mal die Hotline angerufen. Die Tonbandansage, die mit „Leider...“ startet, ruft in mir mittlerweile erste Aggressionschübe hevor. Aber es bringt ja nichts. Es geht um Oma und Opa. Da muss ich jetzt durch, sage ich mir immer wieder. Zwischendurch wird natürlich auch immer wieder ein wenig gearbeitet. Dies zu erwähnen möchte ich nicht vergessen.

9.30 Uhr: Seit anderthalb Stunden wuselt gefühlt halb NRW jetzt herum, um telefonisch oder online Impftermine auszumachen. Dies gab es in der langen Geschichte des größten deutschen Bundeslandes wohl auch noch nie. Folglich muss man, bei allem privaten Ärger, den zuständigen Institutionen auch zugestehen, dass nicht alles glatt läuft.

Es ist mittlerweile 10.45 Uhr. In den Sozialen Netzwerken machen immer mehr Menschen ihrem Ärger Luft. Auch bei uns am Niederrhein reagieren viele Bürger zunehmend gereizter. Einige posten Screenshots, die besagen, dass vorerst keine weiteren Impftermine zur Verfügung stehen. Wirklich jetzt? Ich greife erneut zum Hörer, die 116 117 ist gespeichert. Und siehe da, ich komme durch. Die „Leider...“-Ansage ist diesmal nicht zu hören. Stattdessen bin ich in die Warteschleife gerutscht. Knapp zehn Minuten später begrüßt mich eine freundliche Damenstimme zur Impftermin-Vereinbarung. Ihr ist schnell klar, dass ich „im Auftrag“ anrufe. Also los. Zweimal das gleiche Prozedere - jeweils für Oma und Opa. Es dauert keine fünf Minuten, dann sind die Termine eingebucht. Beide erhalten die gleichen Termine. Sehr praktisch. Die schriftliche Bestätigung folgt per Post. Na, wer sagt`s denn...

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Auch meine Kollegin hat es geschafft. Telefonisch hat sie einen Termin für ihre Mutter ergattert.

Liebe Leser. Mir ist durchaus klar, dass wir in diesem Fall - trotz mehrstündiger Warterei - sehr viel Glück hatten. Viele Freunde und Bekannte warten nach wie vor darauf, Termine für ihre Lieben zu  bekommen. Unsere Daumen sind gedrückt.