1. Krefeld

Interview mit Prinzengarde-Präsident Christian Cosman: „Der Bedarf nach Karneval ist auch in Coronazeiten da“

Interview mit Prinzengarde-Präsident Christian Cosman : „Der Bedarf nach Karneval ist auch in Coronazeiten da“

Ein Gespräch mit dem Präsidenten der Prinzengarde Krefeld, Christian Cosman, über Karneval in Coronazeiten und die Auswirkungen der Pandemie auf das Brauchtum.

 Wo steht der Krefelder Karneval im Januar 2022 - nach dem Wegfall von zwei Sessionen?

Cosman Im Grunde befinden wir uns ja gerade Mitten in der Session. Im November hätte ich noch gesagt, die Session läuft ganz normal durch. Also unter 2G plus. Darauf war alles ausgelegt.

Dass uns dann Anfang/Mitte Dezember diese unsägliche und nicht unbedingt verständliche, freiwillige Absage einen Strich durch die Rechnung machte, damit hatte wohl keiner gerechnet. Aber natürlich tragen wir diese Entscheidung mit. Die Proklamation fand schließlich statt, es gab weitere kleine Veranstaltungen. Jetzt müssen wir die Scherben, die da sind, zusammenkehren. Unsere Veranstaltungen wurden abgesagt, aber es sind Orden da, unser Kurier, die jährlich erscheinende Chronik der Prinzengarde, ist produziert. Denn die Pandemie ist kein Grund die Chronik zu unterbrechen. Und die Nachfrage ist groß. Ebenso die Unterstützung der Wirtschaft und unserer Partner. Fakt ist aber auch, dass wir sichtbar bleiben müssen und uns überlegen, was unter Beachtung aller geltender Regeln gemacht werden kann.

So wie der Kurier- und Orden-Drive-in am vergangenen Wochenende?

Cosman Ja, genau. Wir haben zwar drei Gänge zurückgeschaltet, aber so ganz ohne wollen wir auch nicht. Deshalb wird es auch eine zweite Auflage am 29. Januar geben. Unsere Mitglieder freuen sich sehr auf dieses Wiedersehen und den Sessionsorden. Im Februar wollen wir dann, wenn es erlaubt ist, mit zwei, drei kleineren Formaten wenigstens ein bisschen Karneval in die Stadt bringen. Die Resonanz und der Zuspruch der Menschen zeigt, dass der Bedarf auch in Coronazeiten da ist.

Aber haben Sie auch den Eindruck, dass die Menschen außerhalb der Vereine den Karneval vermissen?

Cosman Ich glaube schon. Dies zeigt beispielsweise auch das Interesse an Karten für unsere Steckenpferdsitzung, die leider erneut ausfallen musste. Wir waren komplett ausverkauft. Rund zehn Prozent der Käufer hatten ihre Eintrittskarte wegen Coronabedenken zurückgeschickt, doch die Warteliste war lang genug. Aber natürlich müssen wir uns auch alle die Frage gefallen lassen, ob es derzeit keine größeren Sorgen gibt, als Karneval zu feiern. Natürlich haben wir die. Dennoch merke ich, dass den Menschen etwas fehlt. Die Nachricht „Auf ein Neues in 2023“ habe ich schon sehr oft erhalten. Wenn es heißt, wir starten wieder, sind die Menschen auch da.

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Sie glauben also, dass wir in Zukunft wieder Karneval feiern werden, wie wir ihn aus der „Vor-Coronazeit“ kennen? Mit vollen Sälen, mit Schunkeln etc.?

Cosman Ja, das glaube ich definitiv. Wir werden das Thema in den Griff kriegen und zu einer Normalität zurückkehren. Ob wir 2023 noch Auflagen haben, ob der Impfstatus überprüft werden muss, kann jetzt noch keiner sagen.

Also wird sich der Karneval und die Wahrnehmung aufs Brauchtum Ihrer Ansicht nach nicht verändern?

Cosman Sicherlich wird es Leute geben, die einen neuen Blick auf das, was bei Veranstaltungen passiert, haben werden. Auch die Begrüßungskultur könnte sich - losgelöst vom Karneval - verändern. Aber wenn die Kapelle die ersten Töne spielt, dann wird der Frohsinn das Kommando übernehmen.

Sorgen Sie sich um die Zukunft kleinere Vereine?

Cosman Nicht mehr als vor Corona. Fakt ist aber auch, dass es wichtig sein wird, junge Menschen an den Karneval heranzuführen und zu binden. Dies ist uns bei der Prinzengarde gut gelungen.

Der Rosenmontagszug ist für viele Jecke, die nicht in einem Verein oder einer Gesellschaft sind, das Highlight der Session. Wäre ein Nachholtermin im Sommer keine Option gewesen?

Cosman Nein. Karneval beginnt am 11.11. und endet Aschermittwoch. Er ist ebenso fest im Kalender verankert wie Ostern oder Weihnachen.