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Spurensuche in ganz Deutschland: Wie gelangte der Schatz nach Krefeld?: Das Rätsel der Trachtensammlung

Spurensuche in ganz Deutschland: Wie gelangte der Schatz nach Krefeld? : Das Rätsel der Trachtensammlung

Eine geheimnisvolle Trachtensammlung löst im Textilmuseum eine Spurensuche wie im Krimi aus.

"Es wird sehr spannend", prognostiziert Dr. Annette Schieck, Leiterin des Deutschen Textilmuseums in Linn. Denn noch weiß niemand, wie eine überaus wertvolle Sammlung alter Trachten im Jahre 1943 ins Museum gelangt ist, wem sie gehörte und mit wessen Geld sie bezahlt wurde. Die Textilforscherin Dr. Uta-Christiane Bergemann ist nun beauftragt, Licht in die dunkle Geschichte zu bringen.


Es handelt sich um die Sammlung Paul Prött. Sie umfast rund 500 Trachten. Meist aus dem südlichen Deutschland, aber auch aus Indien und Asien. Ein dicker Katalog aus dem Jahre 1943 listet die einzelnen Kleidungsstücke auf.


Doch schon mit dem Namen der Sammlung beginnen die Geheimnisse. "Paul Prött war ein Stadt- und Landschaftsmaler, der in einfachen Verhältnissen lebte", hat Dr. Bergemann bei ihren Recherchen in Köln und Berlin herausgefunden. Wie sollte dieser Mann eine solch wertvolle Sammlung erworben haben - und vor allem: von wem? Immerhin ließ sich das Krefelder Museum die Sammlung stolze 120.000 Reichsmark kosten. "Das wären heute Millionen", schätzt Dr. Bergemann. Wer hat diesen hohen Betrag zur Verfügung gestellt? "Auch das ist unbekannt", muss die Kunsthistorikerin bislang passen.


Der Verdacht: "Eventuell handelt es sich bei Paul Prött um einen Strohmann", spekuliert Dr. Isa Fleichmann-Heck, die stellvertretende Museumsleiterin. Immerhin herrscht in den 40er Jahren Krieg und die Nazis sind dafür bekannt, Kunstschätze auf dubiose Weise an sich gebracht und auf verschleierten Wegen verborgen zu haben.


Dr. Bergemann hat die Krefelder Zeitungen des Jahres 1943 eingesehen. Ein solch wertvoller Ankauf des Textilmuseums hätte doch gemeldet worden sein müssen. "Doch ich fand keinen Hinweis".


Da Paul Prött nach seiner Kölner Zeit auch in Berlin gelebt hat, richtete Dr. Bergemann Anfragen an das Landesarchiv Berlin und das Bundesarchiv. "Auch der Leiter des Krefelder Stadtarchivs, Dr. Olaf Richter, unterstützt unsere Recherche", freut sich die "Detektivin" über die kollegiale Zusammenarbeit.


Die Aufdeckung der undurchsichtigen Herkunft ist aber nur ein Teil der Arbeit von Dr. Bergemann. In der Hauptsache geht es um die wissenschaftliche Untersuchung der Trachtensammlung, ihre Bewertung und Pflege sowie ihre Ausstellung für die Öffentlichkeit. "Auch wollen wir die Ergebnisse online stellen", ergänzt Dr. Schieck.

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Die Ausstellung ist für das Jahr 2018 geplant. Zuvor, im September 2017, richtet das Museum eine öffentliche Tagung aus.


Möglich geworden sind Recherche und Aufbereitung durch die Sparkassen-Kulturstiftung. Diese finanziert die fünfjährige Projektreihe des Museums mit dem beziehungsreichen Titel "Ans Licht".


Dazu gehören auch die Bearbeitungen anderer Sammlungen, die später vorgenommen werden. Jährlich überweist die Kulturstiftung dazu 50.000 Euro, insgesamt 250.000 Euro.
"Ohne die Förderung der Stiftung könnten wir uns die Projekte nicht leisten", unterstreicht Kulturdezernent Gregor Micus. Doch sind sie von kultureller Bedeutung für die Stadt und ihre Bürger: "Denn das alles ist unser Schatz", verweist Dr. Schieck auf die wunderschönen Stücke.