1. Krefeld

Spurensuche an Oder und Neiße

Spurensuche an Oder und Neiße

Deutschlands östlichste Fahrradroute, der Oder-Neiße-Radweg, besticht durch ursprüngliche Landschaften und geschichts-trächtige Städte. Aus der einst schwer bewachten DDR-„Friedensgrenze“ zu Polen ist eine grenzoffene Region geworden, die immer mehr Touristen anzieht.

„Das war der Seufzersteg“, sagt die Försterin beim Blick auf die Betonruine in der Neiße. „Am Ostufer stand das Finanzamt“, ergänzt sie schmunzelnd. Der Steg sei 1945 zerstört worden, wie die gesamte Ost-Stadt, fügt sie hinzu. So wie in Forst/ Lausitz erging es nach dem Krieg all’ den Städten an der von den Siegermächten festgelegten Oder-Neiße-Grenze, so auch Görlitz und Guben an der Neiße und Frankfurt und Küstrin an der Oder, wo auf polnischer Seite, im heutigen Kostrzyn, die Grundmauern der zerstörten Altstadt als Denkmal noch stehen.

 Blick von Zgorzelec/ PL über die Neiße auf die Pfarrkirche St. Peter und Paul in Görlitz. Durch die 2004 eröffnete Altstadt-Fußgängerbrücke sind die beiden Städte wieder näher aneinandergerückt. Fotos: Heinz-Gerd Wöstemeyer
Blick von Zgorzelec/ PL über die Neiße auf die Pfarrkirche St. Peter und Paul in Görlitz. Durch die 2004 eröffnete Altstadt-Fußgängerbrücke sind die beiden Städte wieder näher aneinandergerückt. Fotos: Heinz-Gerd Wöstemeyer

Bei meiner zweiwöchigen Fahrradtour entlang der 390 Kilometer langen Wassergrenze von Zittau im Dreiländereck Deutschland-Tschechien-Polen bis nach Mescherin in Mecklenburg-Vorpommern stoße ich immer wieder auf derart’ stumme steinerne Zeitzeugen. Die Strecken-Beschilderung ist echt klasse, und auf zahlreichen Info-Platten am Wegesrand wird die Geschichte der Region lebendig.

Spurensuche an Oder und Neiße

Da ist von erbitterten Kämpfen in den letzten Kriegswochen zu lesen, von den ehemaligen Brücken und Fährverbindungen, vom Lausitzer Braunkohle-Revier und von Hochwasserereignissen an Oder und Neiße. Auch in erlebter Naturkunde kann etwas Nachhilfe nicht schaden; so etwa lerne ich die Arbeit der Biber zu verstehen, die sich mit kunstvoll gefällten Bäumen in der Auenlandschaft längst verraten haben.

In Ratzdorf mündet die Neiße ganz unspektakulär in die Oder und nimmt mit ihr gemeinsam Kurs auf das Stettiner Haff. Highlights der Reise? Die ganze Tour ist ein Erlebnis; Prädikat: sehr empfehlenswert. Das eigentliche Ziel ist der Weg, den ich gerne weiterempfehle.

(Report Anzeigenblatt)