1. Krefeld

2 500 Kilometer zu Fuß

2 500 Kilometer zu Fuß

Nach vielen Arbeitsjahren lässt es sich eigentlich ganz geruhsam ins Pensions-Dasein starten. Man frönt in seinem Hobbykeller dem „Werkeln“, pflegt in seinem Garten mit Leidenschaft die Beete oder legt einfach die Füße hoch.

Doch Heinz-Willi Geisen aus Genhodder zog es vor, als Rentner nach Santiago de Compostela zu pilgern – satte 2 500 Kilometer zu Fuß.

Natürlich hat Heinz-Willi Geisen Hape Kerkelings Buch „Ich bin dann mal weg“ mit großem Interesse gelesen. Aber sein Motiv, den Marsch nach Santiago de Compostela auf seine Agenda zu setzen, war im Gegensatz zum beliebten Fernsehstar nicht die Selbstfindung. Auch der religiöse Aspekt stand nicht unbedingt im Vordergrund, sondern eher die große Herausforderung, in einem betagten Lebensalter diesen Weg noch zu Fuß zu schaffen. „Ich bin 60 Jahre alt. In einigen Jahren wird der Jakobsweg für mich nicht mehr zu gehen sein“, sagte sich Geisen – nach dem Motto: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“

Überhaupt liebt der frühere Feuerwehrmann, der für die Brandverhütungsschau zuständig war, solche Herausforderungen. „Santiago habe ich schon 2007 und 2012 erpilgert“, erzählt der rüstige Pensionär und fügt hinzu: „Teilweise bin ich aber mit dem Fahrrad gefahren.“ Der Drahtesel sollte auch 2010 das Fortbewegungsmittel bei seiner Rom-Tour (1 900 Kilometer) sein. Heinz-Willi Geisen: „Pustekuchen! Der Antrieb spielte irgendwann nicht mehr mit, und so wurde ein Großteil der Strecke für mich zum harten Fußmarsch. Nach dreieinhalb Wochen war ich endlich in Rom.“

Diesmal blieb das Fahrrad im Schuppen. Am 1. August zog Heinz-Willi Geisen seine Haustür ins Schloss und startete sein anstrengendes „Unternehmen Santiago de Compostela“. Das Ziel: die weltberühmte Pilgerstadt nach 86 Tagen Fußweg zu erreichen.

Mit Wanderschuhen und einem neun Kilo schweren Rucksack machte sich Heinz-Willi Geisen auf den beschwerlichen Weg, der jedoch schon nach drei Tagen fast ein jähes Ende genommen hätte. „Ich hatte Blasen über Blasen, deshalb kam ich statt der geplanten täglichen 28 Kilometer nur zehn vorwärts. Ich brauchte dringend einen Arzt.“ Nach mehreren Betaisodona-Spritzen und dem Kauf neuer Schuhe ging es glücklicherweise schmerzfrei weiter – und kurz vor Nideggen konnte er sogar zum Retter eines Schafes werden, das sich aus dornigen Brombeersträuchern nicht mehr selbst befreien konnte. „Gut, dass ich eine Schere im Rucksack hatte und das Tier aus den Sträuchern schneiden konnte“, erinnert sich Geisen.

Über Trier, Metz, Toul, Vezelay und Saint-Jean-Pied-de-Port ging es dann – stets mit Übernachtungen in Pensionen, Hotels und auf Campingplätzen, wo er sich durch offizielle Stempel die Stationen seiner Pilgerreise bestätigen ließ – über die Pyrenäen nach Roncesvalles (Spanien/ Provinz Navarro). Dann weiter über Pamplona, Burgos und Leon zur Pilgerstadt Santiago de Compostela. „Für mich war dieser Fußweg eine echte Bereicherung, konnte ich doch auch Menschen aus zahlreichen Nationen kennenlernen und viel aus ihrem Leben erfahren“, sagt Geisen, der sich anschließend auch noch eine „Zugabe“ gönnte und seinen Weg zum Kap Finesterre, dem sogenannten „Ende der Welt“ fortsetzte, dem eigentlichen Endes des Jakobsweges.

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Seine täglichen Erlebnisse und Eindrücke hat Heinz-Willi Geisen selbstverständlich in einem dicken Tagebuch festgehalten. In weichen Hausschlappen lässt der Mann aus Genhodder nun in seiner gemütlichen Wohnstube seinen Pilgerweg nochmals Revue passieren.

(Report Anzeigenblatt)