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Heimatmuseum: Uerdinger Haus Bügeleisen wird zum Schmuckstück

Heimatmuseum : Uerdinger Haus Bügeleisen wird zum Schmuckstück

Das Bügeleisen genannte Haus am Uerdinger Zollhof ist durch den Einsatz von Heimatbund und vielen Helfern ein heimatkundliches Schmuckstück geworden. Im späten Frühjahr ist ein Tag der offenen Tür geplant.

Die Anfänge waren ernüchternd. Als der Uerdinger Heimatbund das "Bügeleisen" im Oktober 2014 langfristig pachtete, war das eigenwillig geschnittene Haus ein Sanierungsobjekt.

Elektrik, Heizung, Wasserleitungen waren defekt oder marode. Im Inneren des Hauses aus den Jahren um 1780 und 1880 versteckten sich allerlei Schäden, die Stück für Stück ans Licht kamen. Ein harter Kern aus zwölf Heimatbund-Mitgliedern um den rührigen Vorsitzenden Elmar Jakubowski machte sich ans Sanieren - kräftig unterstützt von Uerdinger Firmen und Vereinen bis hin zur Feuerwehr.

Jetzt gab der Brandschutzsachverständige grünes Licht: Noch ein paar kleine Änderungen, und das neue Uerdinger Heimatmuseum kann ganz offiziell für Besucher öffnen. Das soll im späten Frühjahr mit einem Tag der offenen Tür eingeläutet werden.

Zu entdecken gibt es viel: Ältestes Stück - abgesehen von ein paar Römerscherben - ist eine auf Uerdingen abgefeuerte Kanonenkugel aus der Frühphase des Dreißigjährigen Krieges (um 1618). Die Jahreszahl 1684 ist in die Wand einer hölzernen Truhe geschnitzt, etwas größer als ein Schuhkarton: Eine alte Uerdinger Zunftkasse.

Darin wurden Beiträge von Handwerkern verwahrt und bei Bedarf auszahlt. Eine Art Versorgungswerk, lange vor Erfindung der Sozialversicherung.

Daneben findet sich eine edle Violine im passenden Kasten. An dem Instrument hatte der in alliierter Kriegsgefangenschaft sitzende Uerdinger Gerhard Clemens 1945 drei Monate lang gearbeitet. Sein Werkzeug war ein Nagel, das Holz stammte von ausrangierten US-Versorgungskisten.

Das Glanzstück der Sammlung steht im ersten Stock hinter Glas: Die Herbertz-Bibliothek. Der fast komplett erhaltene Inhalt der Bücherschränke eines gutbürgerlichen Uerdingers aus der Zeit der französischen Besatzung in den Jahren nach 1800. Es überwiegen religiöse Werke, aber auch Schriften zu Philosophie, Physik und Klassiker - darunter auch Werke von Goethe, der sich zu diesem Zeitpunkt noch bester Gesundheit erfreute. Eine Fundgrube für Wissenschaftler.

Nicht zu reden von den vielen Fotos, Urkunden und sonstigen Historien-Schätzchen. Zum Beispiel die Uerdinger Ehrenbürgerschafts-Urkunde für Feldmarschall Hindenburg (von dem Militär schwungvoll unterschrieben) oder reihenweise Feldpostkarten von Uerdinger Soldaten. Ein Raum ist der Industriegeschichte gewidmet - von den Anfängen des Hafens bis hin zum Chempark.

Freude herrscht beim Heimatbund über die Nachricht, dass zwei Mitglieder 2018 mit dem begehrten Rheinlandtaler des Landschaftsverbands ausgezeichnet werden, der Verdienst um die Heimatgeschichte würdigt: Rosemarie und Dieter Rehbein.

Besuche im Haus Bürgeleisen sind nach Anmeldung unter Tel. 02151 - 48 12 14 möglich montags 17-19 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 10-12 Uhr. Der Uerdinger Heimatbund bietet übrigens auch Stadtführungen durch Uerdingen - und auf Wunsch auch darüber hinaus an (sogar in englisch und niederländisch).