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Pinguine reagieren auf massive Fan-Kritik

Pinguine reagieren auf massive Fan-Kritik

Unruhige Tage liegen hinter den Krefeld Pinguinen. Die massive Kritik der Anhänger rief nun Mannschaftsrat und Geschäftsführung auf den Plan. "Wenn Kritik in Häme umschlägt, dann ist das für die Spieler nicht förderlich", sagte Geschäftsführer Karsten Krippner am Dienstag im Zuge der wöchentlichen Pressekonferenz.


Stürmer Daniel Pietta stellte klar: "Natürlich sind wir für das verantwortlich, was auf dem Eis passiert. Aber wir brauchen die Fans hinter uns." Auch Kapitän Herberts Vasiljevs und Tim Hambly äußerten sich zur "schwierigen Situation". Ihr Fazit: "Nur gemeinsam können wir erfolgreich sein."

Während des Heimspiels am vergangenen Freitag gegen Straubing (0:3) verhöhnten Teile der Fans das eigene Team mit Gesängen. Lautstarke "Fritzmeier raus"-Rufe begleiteten den Trainer auf seinem Gang Richtung Kabine. In den vergangenen Tagen folgten in den Sozialen Netzwerken weitere Anfeindungen gegen den 36-Jährigen.

Auch dazu nahm Geschäftsführer Krippner nun Stellung: "Auch in Absprache mit dem Aufsichtsrat möchte ich festhalten, dass der Trainer in keinster Weise zur Diskussion steht. Franz Fritzmeier genießt das volle Vertrauen der Pinguine."

Fritzmeier, dem unterstellt wurde, die schlechte Stimmung im König Palast sowie die Fan-Kritik als Ursache für die Negativserie ausgemacht zu haben, äußerte sich wie folgt: "Die Fans sind selbstverständlich in keinster Weise Schuld. Es ist meine Aufgabe, das Team so optimal wie möglich vorzubereiten. Aber mir ist es auch wichtig, dass es niemand verdient hat, verhöhnt zu werden."

Alle im schwarz-gelben Lager wissen um den Ernst der Lage, hieß es. "Wir wollen am Mittwoch in Bremerhaven den Bock umstoßen", so Krippner. "Wir sind noch lange nicht aus dem Play-off-Rennen", ergänzte Daniel Pietta.

Der Mannschaftsrat der Pinguine schrieb einen "Brandbrief" an die Fans. Den genauen Wortlaut finden Sie hier:

Hallo liebe Fans,

zu allererst: Niemand von uns ist zufrieden, wie es aktuell sportlich bei uns läuft. Da gibt es keine zwei Meinungen. Und ebenso wie euch, beschäftigt auch uns die aktuelle Situation. Wenngleich wir durchaus aus eigener Kraft die Saison noch erfolgreich gestalten können, müssen dazu endlich Heimsiege her. Das erwartet ihr, das erwarten wir. Und dafür arbeiten wir. Wir sind mehr als 20 Profisportler, die das Privileg haben, ihr Hobby, ihr Talent zum Beruf gemacht zu haben. Von uns erwartet ihr, was selbstverständlich scheint und oft so einfach aussieht: Tore und Siege. Da haben wir wieder eine Gemeinsamkeit.

Im Moment allerdings läuft es nicht rund — und das liegt nicht an einzelnen Personen oder Verantwortlichen. In einer Mannschaft greift ein Rad ins andere. Erfahrene Spieler leiten die jüngeren Spieler an, jüngere Spieler treiben die älteren an. So entsteht ein Mannschaftsgefüge in dem bald jeder seine Rolle kennt und übernimmt. Es entwickeln sich Automatismen, die im besten Falle in Erfolg münden. Dann haben weder ihr noch wir Grund zur Klage.

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Es gibt aber auch Automatismen, die sich in genau die andere Richtung entwickeln. Das passiert dann, wenn das "spielerisch einfache" eben nicht funktioniert. Wenn man sich fragt "Warum klappt das gerade nicht?" und dann selbst einfachste Dinge nicht mehr klappen wollen. Man ist dann mehr mit dem Kopf, als mit dem Puck beschäftigt und verkrampft. Vielleicht am ehesten vergleichbar mit einer Prüfung, für die man zwar im Vorfeld alles Mögliche getan hat, dann aber plötzlich einen Blackout hat.

Wir Profis können so etwas ein ganzes Stück weit trainieren — das machen wir fast das ganze Jahr über. Und ihr seht davon nur einen kleinen, aber sehr öffentlichkeitswirksamen Teil: die Spiele. Dazwischen aber liegen unzählige Trainingseinheiten, Besprechungen, Meetings und individuelle Arbeit. Das seht ihr nicht, das müsst ihr auch nicht sehen. Aber es ist uns wichtig zu betonen, dass unsere Saison aus wesentlich mehr besteht, als "nur" Spiele zu bestreiten.

Wenn sich dann, wie aktuell, die Mannschaft gefühlt in einer Abwärtsspirale befindet, leidet der Einzelne und leidet das Kollektiv. Ihr seht das Ergebnis in Heimspielen, deren Ausgänge in dieser Saison ganz sicher nicht unser Anspruch sind. Das schafft auch bei uns Frust. Uns ist nicht egal, dass wir verlieren. Uns ist nicht egal, dass wir euch enttäuschen. Uns ist sehr bewusst, dass ihr viel Geld für Karten und Fanartikel ausgebt und dafür, uns zu unterstützen. Ganz gleich ob im KönigPALAST oder auswärts in der DEL oder CHL. Wir nehmen sehr wohl und sehr genau wahr, wie es euch geht. Das spüren wir im Stadion, bei Gesprächen, gemeinsamen Terminen und auch in den sozialen Medien.

Hier aber wird für uns als Mannschaft auch immer häufiger eine rote Linie überschritten. Immer dann, wenn einzelne Spieler sehr persönlich angegriffen oder niedergeschrieben werden. Ja, wir sind Sportler. Wir sind Profis, stehen in der Öffentlichkeit und können mit Druck durchaus umgehen. Das ist unser Job. Wir verstehen auch Kritik und äußern diese ebenso intern. Bei alledem sind wir aber vor allem eines: Menschen. Uns würde es, bei allem verständlichen Ärger, niemals in den Sinn kommen, euch, unseren Fans, einen Mittelfinger zu zeigen oder euch zu beschimpfen. Wir würden euch niemals in sozialen Medien an den Pranger stellen oder einzelne Köpfe fordern. Wir möchten, dass wir alle aufeinander stolz sein können und aufeinander zählen.

Vor jedem Spiel läuft in unserem Stadion "You´ll never walk Alone". Das bedeutet Zusammenhalt, Gemeinschaft, Stärke.

Nein, wir können und wollen von euch nicht fordern, dass ihr in irgendeine Art von Vorleistung geht. Ihr kommt ins Stadion und feuert uns an. Das ist euer Part. Unser Part ist es, uns für jedes Spiel hart vorzubereiten, uns zu fokussieren und verdammt nochmal erfolgreiches Eishockey zu zeigen. Eishockey, das euch begeistert und den Funken von uns auf euch und umgekehrt überspringen lässt.

Wir hören euch. Wir sehen euch. Wir spüren euch. Wir und ihr, dass sind die Krefeld Pinguine. Wir stehen allesamt zu 100 % zu diesem Verein und wussten, welch durchaus mitunter harten Weg wir gehen müssen, wenn wir um Platz 10 kämpfen. Dieser war und ist unser erklärtes Ziel und diesem ordnen wir als Team alles unter. Wir sind absolut gewillt, den "Bock" umzustoßen. Das können nur wir auf dem Eis. Aber ihr seid unser größtes Pfund im KönigPALAST. Daher bitten wir euch, uns zu vertrauen, dass jeder von uns in jedem Spiel sein Bestes geben will und wird. Dass wir darum kämpfen, euch zu begeistern und euer Vertrauen zu erhalten oder zurück zu gewinnen. Dass wir diesen mentalen Knoten durchschlagen und lieber wieder gemeinsam applaudieren, als uns zu beschimpfen. Und bitte denkt daran: Konstruktiver Kritik werden wir uns immer gerne stellen. Das halten wir aus und das müssen wir aushalten. Lasst uns dabei aber bitte nie die Menschlichkeit außer Acht lassen, denn ein Profi ist vieles, aber niemals eine Maschine.

Wir freuen uns auf euch!!

Der Mannschaftsrat der Krefeld Pinguine