Starke Konkurrenten verhandeln noch : Kempen fürchtet ums Kreisarchiv

Zur Unterbringung des Kreisarchivs wünscht sich Landrat Coenen einen Neubau. Doch ob dieser in der Thomasstadt errichtet wird, steht in den Sternen.

Das Archiv ist die einzige Einrichtung des Kreises Viersen, die der einstigen Kreisstadt Kempen noch geblieben ist.


Nun droht der Thomasstadt auch dieses Pfund zu entgleiten.


Grund ist der Wunsch von Kreis Viersens Landrat Dr. Andreas Coenen, das Kreisarchiv in einem Neubau unterzubringen. Bisher wird es zusammen mit dem Kempener Stadtarchiv in der hiesigen Burg betreut.


Die Planung für einen Neubau ist sogar einem gewissen Zeitdruck unterworfen. Denn nach Aussage von Kreisdirektor Ingo Schabrich müssten nun bald die Fördermittel in Höhe von über fünf Millionen Euro beantragt werden, um das Projekt realisieren zu können.
Eigentlich habe der Kreis mit der Planung schon vor den Sommerferien fertig werden wollen.


Woran die Sache hakt, ist die Uneinigkeit und der Widerstand der politischen Kräfte. Und zwar derer in Viersen, Willich und Kempen.


Denn die Thomasstadt rangiert in der Liste der möglichen Standorte erst an dritter Stelle.
Zunächst soll die Kreisstadt Viersen prüfen, ob sie ihr Stadtarchiv mit dem Kreisarchiv vereinen will. In diesem Fall würde der Neubau auf Viersener Gebiet erfolgen.


Verzichten die Viersener auf das Archiv, hätte die Stadt Willich den nächsten Zugriff. Erst wenn auch die Willicher ablehnen, käme Kempen zum Zuge.


Wie die Diskussion in den anderen Städten ausgeht, ist schwer abzuschätzen. Die dortigen Kommunalpolitiker werfen viele Einwände auf. Diese beziehen sich auf die Finanzierung, aber auch auf die Eigenständigkeit des eigenen Stadtarchivs.


Falls Kempen der Sitz des Archivs bliebe, haben die hiesigen Stadtplaner bereits ein Baugrundstück im Auge: Es liegt gleich neben dem Bahnhof auf dem Arnoldgelände und ist rund 2000 qm groß. Die Burg selber kommt für eine moderne Archivgestaltung nicht in Betracht.


Bürgermeister Volker Rübo möchte das Kreisarchiv unbedingt in Kempen halten. Über die Hintanstellung des langjährigen Standortes ist nicht nur er selber sehr verärgert. Auch die Kempener Stadtratspolitiker sind darüber schwer verstimmt.


Vorsichtshalber lässt der Stadtrat nun prüfen, wie eine Trennung von Kreis- und Kempener Stadtarchiv zu gestalten wäre. Damit die Thomasstadt im Fall der Fälle zumindest ihren eigenen Bestand an Vergangenheitszeugnissen würdig erhalten kann. Vorerst aber appelliert der Stadtrat an den Kreis, Kempen bei der Standortsuche nicht aus den Augen zu verlieren.