1. Krefeld

Ballett-Trilogie: Wechselbäder der Gefühle

Ballett-Trilogie : Wechselbäder der Gefühle

Drei Tanz-Einakter hatten am Sonntag im Krefelder Stadttheater Premiere. Gesamttitel der Ballett-Trilogie: "Sinfonie des Lebens".


Wie bildet man den Tod ab, also das Unsagbare? Die Frage trieb bereits Lessing um, und er entdeckte bei den alten Griechen und Römern Vergleiche zum Schlaf und sogar zu Amor, dem Liebesboten. Im Museum Burg Linn scheitert der Künstler Gerhard Rossmann mit einer dunklen Rauminstallation, die inhaltlich trivial und in der Machart geschmacklos ist.

Im Stadttheater reüssiert Choreograph Robert North mit einem Ballett, das ästhetisch anspricht und der Tiefe des Unfassbaren gerecht wird.


Dabei bedient er sich vertrauter Bilder aus der Tradition: der Tod als männliche Person, das weiße Gesicht, der Totentanz aus der mittelalterlichen Ikonographie, bei dem sich alle Todgeweihten im Gänsemarsch an den Händen fassen. Soldaten erscheinen als Werkzeuge des Todes. Der Schrecken in der Gestik der Tänzerinnen, ihr Kampf um Leben und ihre Auflehnung gegen Gewalt berühren sehr. Eine Auswahl der Niederrheinischen Sinfoniker im Orchestergraben spielt dazu schwere Musik Schostakowitschs.

Wie kommentierende Stimmen aus dem Untergrund setzen der Bass von Hayk Dèinjan und der Sopran von Janet Bartolova Akzente. Die Texte (zwei fremdsprachige) sind allerdings kaum zu verstehen, aber das schadet nicht. Körperbewegung und Klang im Zusammenspiel erzeugen eine Tiefe, die eben unsagbar, aber spürbar ist.


Dem ernsten Stück voraus geht ein verspielter Akt mit dem Titel "Jugend”. Die Bühne ist in helle Farben getaucht, die Musik von Benjamin Britten hüpft so leichtfüßig wie die bunt kostümierten Tänzer. Die Tänzerinnen erscheinen dazu in wehenden Faltenröcken, wie der Mode der Jahrhundertwende entnommen. Dessen Jugendstil scheint auch der optimistischen Aufbruchstimmung zu entsprechen, die das Ensemble hier so munter versprüht. Jugend ist Liebe und Liebe ist das Thema.


Die Farbenfreude ist aber nichts gegen die Orgie von Farben und Mustern des dritten Stücks. Als Hommage an die wilde Malerin Bridget Riley hat Bühnenbildner Udo Hesse eine Mehrzahl knalliger Hintergründe geschaffen. Wie Tapeten werden sie nacheinander aufgezogen und wechseln damit abrupt die Optik des Bühnenraums. Zum Ende ergibt ihre Verschachtelung ein atemberaubendes Schlussbild.

Die hektisch anschwellende Musik von Christopher Benstead kann zuweilen etwas nerven. Doch dafür entschädigt eine tänzerische Schlusssequenz von wunderbarer Schwingung.
Zu jedem der drei Stücke, die durch Pausen voneinander geschieden sind, spendete das Publikum kräftigen Applaus. Am Ende steigerte sich der Beifall zu rhythmischem Klatschen und stellenweise Fußgetrampel. Die Zuschauer waren begeistert. Zu Recht. Ein Abend, der alle Sinne anspricht.

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Weitere Aufführungen:
22. (16 Uhr) Oktober; 1., 11. (18 Uhr), 17. November; 28. Dezember; 8. Februar; 9. März. Beginn: 19.30 Uhr.
Karten an der Theaterkasse: Tel.: 02151/805-125.