1. Krefeld

Neujahrskonzert der Niederrheinischen Sinfoniker: Verzaubert in den Tag

Neujahrskonzert der Niederrheinischen Sinfoniker : Verzaubert in den Tag

Mit musikalischen Grüßen aus Österreich und Spanien begrüßte Krefeld das neue Jahr.

Sind Ihnen am Neujahrstag in der Stadt seltsam beschwingte Menschen begegnet? Diese kamen sicherlich aus dem Neujahrskonzert der Niederrheinischen Sinfoniker am späten Vormittag im Theater.


Generalmusikdirektor Mihkel Kütson hatte ein Programm aus Wiener Walzer und Polkas sowie spanischem Flamenco zusammen gestellt.


Die Bühne war festlich dekoriert: Zwei gigantische Blumenbouquets rahmten die Musiker ein, von der Decke hingen prächtige Kronleuchter und die Rückwand strahlte farbig aus: grün beim Walzer, feurig rot beim Flamenco.


Ebenfalls festlich gekleidet, im Frack, trat Generalintendant Michael Grosse hinzu und zitierte passend zum Anlass philosophische Gedanken: nicht der Kalender lasse das Neue Jahr neu werden, sondern nur neues Denken und Handeln.


Zu solcher Bewusstseinsbildung mögen Kontraste ihren Beitrag leisten:


Die Sinfoniker intonierten Stücke des "Walzerkönigs" Johann Strauß und seiner weniger bekannten Brüder Josef und Eduard, die ebenfalls Komponisten waren. Das Wunderbare an diesen Klängen des 19. Jahrhunderts ist es ja, dass der Zuhörer kein Musikkenner sein muss. Die Wiener Epoche räumt der Melodie noch die Priorität ein. Sie geht ins Ohr und fährt sogar in die Beine.


Den Kontrast zum verträumten Lebensgefühl des herrschaftlichen Wiens bildeten die Flamenco-Stücke spanischer Komponisten. Sie spiegeln ebenso ein Lebensgefühl, nur ein anderes, ein mediterran aufgeheiztes aus der Seele des einfachen Volkes.


Körperlich sichtbaren Ausdruck gab diesem Rhythmus die spanische Tänzerin Ursula Lopez. Mal im ausschweifenden Rüschenkleid, mal im grauen Kostüm mit geblümten Umhang wandelte sie vor den Augen des Publikums die Musik in Bewegung um. Ihre energische "Fußarbeit" und die stolzen Körperhaltungen signalisierten das Selbstbewusstsein einer Kultur. Vor allem ihr Solo ohne Musikbegleitung, unterstützt nur von den Kastagnetten in ihren grazilen Händen, hinterließ einen starken Eindruck. Zum Ende des ersten Teils des Konzertes verabschiedete sich Ursula Lopez vom Publikum, das ihr frenetisch Beifall spendete. Die Theaterleitung spendete einen Blumenstrauß.


Trotz des Kontrastes fanden Walzer und Flamenco in der Musikgeschichte ihre Berührung, wie Moderator Michael Grosse in seinem Zwischentext ausführte: Im Jahre 1853 kam die spanische Tänzerin Pepita nach Wien und wurde begeistert aufgenommen. Walzerkönig Johann Strauß widmete ihr gleich eine Polka, die die Niederrheinischen Sinfoniker denn auch anstimmten. Sie geht ganz in der Wiener Beschwingtheit auf, lässt aber den Flamenco unterschwellig anklingen.

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Ähnlich verhielt es sich im zweiten Teil des Konzertes mit den Wiener Stücken "Ägyptischer Marsch” und "Tausend und eine Nacht”, bei denen leicht exotisches Flair anklingt.


Fast nach jedem Stück brandete starker Beifall auf. Und als Mihkel Kütson nach bereits drei Zugaben zum Abschluss den fetzigen "Radezkymarsch” anstimmen ließ, fiel das begeisterte Publikum spontan ins Mitklatschen ein. Kütson bezog es durch Brems- und Ermunterungsgesten geschickt in den gewünschten Rhythmus ein und erntete mit seinen Musikern schließlich stehende Ovationen.


Beschwingt und verzaubert traten die Zuhörer wieder ans Tageslicht.