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Smartphone am Steuer: 30 Meter im Blindflug

Smartphone am Steuer: 30 Meter im Blindflug

Mit der Aktion "sicher.mobil.leben" will das Bundesministerium für Verkehr auf die Gefahr durch Ablenkung im Straßenverkehr hinweisen. Dazu fanden Donnerstag Großkontrollen statt - in die auch der Autor dieses Artikels geriet.

"Guten Tag, wir führen hier eine Polizeikontrolle durch. Führerschein und Fahrzeugschein bitte". An der Berliner Straße fand am vergangenen Donnerstag unter dem Motto "sicher.mobil.leben — Ablenkung im Blick" eine groß angelegte Polizeikontrolle statt. Die Verkehrsteilnehmer wurden zur Überprüfung auf den Grotenburg-Parkplatz abgeleitet. Und auch die geladenen Pressevertreter blieben nicht verschont - zumindest einer.

Fragen nach dem Befinden, nach Konsum von Alkohol oder Rauschmitteln gehören dazu. Genauso wie ein körperlicher Test. Mit beiden Füßen eng aneinander stehend, ausgestreckten Armen mit Handflächen nach oben, dem Kopf in den Nacken muss ich abschätzen, wann 30 Sekunden vorbei sind.

"Sie haben ein leichtes Flattern in den Augenlidern", stellt die Polizeibeamtin fest. "Das kommt bestimmt von der Aufregung", entgegne ich und bin irgendwie froh, als es vorbei ist. So dürften sich auch viele andere Verkehrsteilnehmer gefühlt haben, die zwischen 9 und 17 Uhr in die Kontrolle gerieten.

Ablenkung ist Unfallursache Nummer eins

Rund 70 Polizeibeamte waren nicht nur an der Grotenburg, sondern im gesamten Stadtgebiet im Einsatz. Der Fokus lag jedoch nicht auf Drogen, Alkohol oder ungesicherter Lkw-Ladung, sondern auf der Ablenkung am Steuer - der Unfallursache Nummer eins.

In erster Linie Smartphones oder Tablets, das Navigationssystem aber auch das Essen und Trinken sorgen häufig dafür, dass die Konzentration für den Verkehr fehlt. "Es gibt sogar Leute, die während der Fahrt ihre Instagram- oder Facebook-Story aktualisieren, das ist mehr als nur leichtsinnig", erzählt Daniel Uebber, Pressesprecher bei der Polizei Krefeld.

Smartphone am Steuer: 30 Meter im Blindflug
Foto: Samla

Smartphones können zwar sinnvolle Helfer im Alltag sein, im Straßenverkehr mutieren sie allerdings zum Risikofaktor. "Und da müssen sich alle bewusst machen, dass jede Sekunde verheerende Konsequenzen nach sich ziehen kann", macht Polizeihauptkommissar Rainer Behrens vom Verkehrskommissariat deutlich.

Die Unfallgefahr sei dadurch 164 Mal höher. "Bei 50 km/h legen sie in einer Sekunde 14 Meter zurück, rechnen wird eine Sekunde Reaktionszeit dazu, sind das schon fast 30 Meter im Blindflug."

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Zahlen, die sich viele nicht bewusst machen. "Wir suchen das Gespräch und stellen dann häufig fest, dass die Gefahr zwar bekannt ist, aber ignoriert wird. Das liegt wohl auch am Druck, immer erreichbar zu sein und sein zu wollen. Das ist nicht nur ein Problem bei jungen Autofahrern, sondern bei allen", weiß Behrens zu berichten.

Die Beamten kontrollierten insgesamt 1595 Fahrzeuge und ahndeten dabei 171 Verkehrsverstöße. 90 Mal stellten die Polizisten fest, dass Personen mit einem Smartphone am Steuer hantierten — die Fahrer erhalten nun einen Punkt und müssen ein Bußgeld in Höhe von 100 Euro zahlen.

Smartphone am Steuer: 30 Meter im Blindflug
Foto: Samla

"Wir wollen mit diesen Aktionstagen deutlich machen, dass sich derjenige, der sich im Straßenverkehr bewegt, auch seine volle Konzentration darauf ausrichten sollte. Sonst wird es nicht nur teuer, sondern vor allem gefährlich für sich selbst und andere."