1. Krefeld

Neugestaltung des Rittersaals mit Skelett und Videoinstallation: Ritter Otto kehrt auf seine Burg zurück

Neugestaltung des Rittersaals mit Skelett und Videoinstallation : Ritter Otto kehrt auf seine Burg zurück

Eine neue Mittelalter-Schau richtet das Museum Burg Linn im Rittersaal ein. Top-Act: das Skelett des ersten Burgherrn Otto.

Die Burg Linn ist immer einen Besuch wert. Kaum eine Mittelalteranlage im Umkreis ist so anschaulich auf Touristen ausgerichtet wie das Gemäuer in Linn.


Dennoch fehlte in der Burg eine kompakte Zusammenfassung über das Leben vor 1000 Jahren. Diesem Mangel begegnet die neue Direktorin Dr. Jennifer Morscheiser durch eine Neugestaltung des Rittersaals.


"Wir erzählen in diesem Raum mehrere Geschichten", verweist Dr. Morscheiser auf die neue Einrichtung. Im Turmzimmer ist eine Essenstafel aufgebaut. Auf einem schweren Holztisch stehen Tassen und Teller aus Keramik. "Der Landadel von Linn ernährte sich zu 90 Prozent von Getreidebrei", widerspricht Dr. Morscheiser allen Vorstellungen von verschwenderischen Gelagen.


Die junge Kulturwissenschaftlerin Joana Bußmann hat eine Videoinstallation eingerichtet, die mittels bunter Projektionen über den dritten Kreuzzug von 1189 - 92 informiert. Der berühmte Friedrich Barbarossa hatte ihn nicht überlebt. Das Thema passt deshalb gut hierher, weil der erste namentlich bekannte Burgherr Otto an dem Kreuzzug teilgenommen hat.


Die Gebeine Ottos von Linn, geboren 1171, sind vollständig erhalten. Sie liegen jetzt in einem steinernen Sarg mit gläsernem Deckel. "Otto ist nach Hause zurückgekehrt", sagt Dr. Morscheiser. Bisher nämlich lagerte das Skelett im angrenzenden Museum. Von jetzt an liegt es wieder in Ottos ehemaligem Heim.

Er hatte es selber von einer hölzernen Motte in eine Burg aus Stein umbauen lassen. Der Würde des Toten versuchen die Archäologen dadurch Rechnung zu tragen, dass sein Sarg in der an den Rittersaal angrenzenden gotischen Kapelle steht.


Gleich neben der Kapelle informieren Texttafeln über die Todesvorstellung des Mittelalters. Ihre Prägung ist eine eindeutig christliche, wenn auch die konkreten Ausformungen mit dem heutigen Verständnis von Christentum nicht mehr deckungsgleich sind.


Otto hat übrigens seine Burg an den Kölner Erzbischof verkauft, um Geld für den Kreuzzug aufzutreiben. Nachdem er aus dem Orient heim gekehrt war, erhielt er die Burg vom Erzbischof als Lehen. Modern ausgedrückt: er wurde Mieter in seinem eigenen Elternhaus.
Also Stoff genug für spannende Geschichten. Die dürften nicht zuletzt die Schulkinder interessieren. Für sie hat sich die Museumsleitung einen besonderen Kick ausgedacht: Schulklassen dürfen hier Fürsten spielen.


Die neue Ausstellung wird am Freitagabend um 19 Uhr eröffnet. Im Winter führt das Museum einen Audio-Guide per App ein. Dann wird die Schau noch anschaulicher.