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Große Werke berühmter Künstler in kleiner Krefelder Kirche: Rettungsboot mit Nägeln durchbohrt

Große Werke berühmter Künstler in kleiner Krefelder Kirche : Rettungsboot mit Nägeln durchbohrt

Die Pax-Christi-Kirche an Glockenspitz ist ein Erlebnis besonderer Art. Die SPD lud am Montag dazu ein, den ungewöhnlichen Ort tiefer zu durchdringen.

Günther Uecker gehört zu den profiliertesten und international bekanntesten Künstlern Deutschlands. Seine Nagelbilder sind berühmt.


Ein besonders eindrucksvolles Werk aus seiner Hand steht in der Kirche Pax Christi an Glockenspitz: Ein Boot, mit Nägeln durchtrieben, wie für einen Fakir gemacht.


"Das Boot erinnert an einen Fischeraufstand in Guatemala, bei dem viele der Fischer durch Gewalt umkamen", erläutert Theo Pannen.
Der Pastoralreferent führte am Montag eine Gruppe Bürger durch die Kirche, die einer Galerie für moderne Kunst in nichts nachsteht. Zur Führung hatte die SPD eingeladen. Sie reiht sich ein in das Ferienprogramm der Partei.


Wie vielschichtig moderne Kunst sein kann, ließ Pannen deutlich werden, indem er die Hintergründe des Bootobjektes aufklärte: "Es erinnert auch an die Ostsee am Ende des Zweiten Weltkrieges". Damals erblickte der Knabe Günther Uecker viele Leichen, die das Meer an die Küste anschwemmte. In dieser Horrorzeit liegt überdies die Wurzel seiner Nagelkunst: Der Knabe nagelte die Tür des elterlichen Hauses zu, um Mutter und Schwester vor den Vergewaltigungen durch russische Soldaten zu schützen.
Theo Pannen unterlegt dem Nagelboot aber auch einen ganz aktuellen Bezug: "Jetzt erinnert es uns an die Flüchtlingssituation auf dem Mittelmeer."


Kirchen aus der Barockzeit sind bestückt mit barocker Kunst. Die Pax-Christi-Kirche wurde erst 1979 eingeweiht. Folglich ist ihr Kunstbesatz ein moderner. Dass die moderne Kunst nicht weniger Aussagekraft besitzt als die alte, macht das Beispiel des Nagelbootes deutlich.


So hochwertig eingerichtet hat die Kirche der ehemalige Pfarrer Karl-Josef Maßen. Der Priester ist im April diesen Jahres verstorben. Auch Günther Uecker kam zur Beerdigung. Maßen hatte seine guten Kontakte zur Düsseldorfer Kunstszene genutzt, um aus der Kirche einen Kunstraum zu machen.


Dabei kam das erste Kunstwerk eher durch Zufall in seine Hände: Ein Friedhofskreuz mit Jesusfigur des rheinischen Bildhauers Ewald Mataré. Seine Besonderheit: "Anders als in mittelalterlichen Darstellungen des Leidens Christi blickt dieser Jesus erhaben und gelöst vom Kreuz herab", erklärte Theo Pannen. Aussage: Der Tod ist ohne Schrecken. Der Tote ist heimgekehrt zu Gott.


Provokant wirkt hingegen ein Bild des Grafikers Klaus Staeck: Eine Gesellschaft beim Buffet. Davor Teller mit Steinen drin, benannt nach Hungerländern der Dritten Welt.
Im Foyer ist in einer Nische, nahe am Boden, ein Schwert von Jahrhundertkünstler Joseph Beuys eingelassen. Die Lage am Boden hat Bedeutung: "Das Schwert ist abgelegt", erklärte Pannen, "es herrscht Friede."

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Von Alters her waren Kirchenräume auch Stätten der Kunst. Denn die Menschen wollten ihrer Spiritualität erlebbaren Ausdruck verleihen. Die Pax-Christi-Kirche hat diesen Anspruch in zeitgenössischer Weise und zudem aufregend eingelöst.

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