1. Krefeld

Der ExtraTipp wohnte einer OP im St.Josefhospital bei: Mund-OP: Kieferersatz aus der Wade

Der ExtraTipp wohnte einer OP im St.Josefhospital bei : Mund-OP: Kieferersatz aus der Wade

Chirurg Dr. Dr. Thomas Mücke ersetzt am Uerdinger St. Josefshospital kranke Stellen an Gesicht und Mund durch gesundes Gewebe anderer Körperteile. Der Autor durfte einer OP beiwohnen:

Der Anblick lässt ein zarteres Gemüt leicht schaudern: Der Kopf des Patienten auf dem OP-Tisch ist nach hinten geneigt, sein Hals in der Breite geöffnet, das innere Gewebe liegt frei.
Chirurg Dr. Dr. Thomas Mücke schiebt die Lippen des Patienten auseinander und setzt das Elektroskalpell an. "Hier sitzt der Tumor", zeigt der Mediziner auf ein quellendes Gewebe am Unterkiefer.


Der Patient leidet unter einem Mundhöhlenkarzinom. Die siebthäufigste Krebsart.

Der Stromfluss des Skalpells schneidet nun eine schwarze Linie um die befallenen Teile herum ins Fleisch.
"Die Nerven verschonen wir", achtet Dr. Mücke auf die winzigen Stränge im Gewebe, "es sei denn, sie wären auch vom Krebs befallen". Das sind sie aber zum Glück nicht. Im anderen Falle büßte der Patient am Kiefer sein Gefühl ein.


Die Stimmung im OP-Saal ist konzentriert, aber locker. Präzise Genauigkeit ist angesagt, kein Stress.


Im Geiste ist Dr. Mücke die Operation längst durchgegangen. "Ich überlege mir vorher am anatomischen Modell, wie ich vorgehen muss", erklärt er, "dann erstelle ich einen individuellen Plan." Den Plan hat er mit dem Patienten zuvor durchgesprochen. "Auch einen Plan B, falls wir auf unerwartete Hindernisse stoßen sollten."


Aus verschiedenen Stellen des Operationsgebietes entnimmt Dr. Mücke jetzt kleine Gewebeproben. "Die werden vom Pathologen untersucht". Sicher ist sicher. Das Ergebnis telefoniert der Kollege sofort in den OP-Saal hinein.


Nun wendet sich Dr. Mücke dem bereits aufgeschnittenen Wadenbein zu. Der offenen Wunde entnimmt er Knochenstück und Gewebelappen. Anschließend setzt er die Teile passgenau in die Mundhöhle ein.


"Jetzt müssen wir die Arterien und Venen des eingesetzten Gewebes wieder an die Blutbahnen anschließen", erläutert der Chirurg. Dabei unterstützt ihn ein ultramodernes Mikroskop. Es bietet 12-fache Vergrößerung. Denn das Zusammennähen der Adern mit Faden und Pinzette ist Millimeterarbeit.


Mit der Übertragung des Gewebes aus dem Bein in die Mundhöhle ist der Patient eigentlich geheilt. Die Nähte an Hals und Gesicht wird man später kaum wahrnehmen können. Für diese Kunst ist Dr. Mücke in der Fachwelt bekannt.


Aber der freundliche Arzt leistet seinem Patienten noch einen zusätzlichen Dienst: Da naturgemäß auch der Zahnbestand am Unterkiefer gelitten hat, setzt er ihm in einem Arbeitsgang gleich Zahnimplantate ein: "Die braucht er sich dann hinterher nicht für viel Geld einsetzen zu lassen", lächelt der Chirurg.

  • Auch der Leiter des HOZ, Prof.
    Interview : Neue Therapien im Kampf gegen den Krebs
  • Dr. Michael Reimann, Chefarzt der Klinik
    St. Josef Krankenhaus Moers : Neues Verfahren in der Urologie
  • Little Anne ist für den Übungseinsatz
    Johanniter Krankenhaus Rheinhausen : Leben retten mit dem „AutoPulse“


Der Patient (der übrigens zur Teilnahme des Berichterstatters an der OP sein Einverständnis erteilt hat) wird in 7 - 10 Tagen nach Hause gehen und fortan normal essen und kauen können.

Extra-Information:

14 derartige Tumoroperationen hat Dr. Dr. Mücke in den wenigen Wochen schon durchgeführt, seit er im Januar von München nach Krefeld zog und am Malteser St. Josefshospital die Position des Chefarztes übernahm.
Dabei gelang ihm sogar ein seltenes Meisterstück: Ein Patient hatte einen Tumor, der sich von der Schädelbasis bis zum Schlüsselbein hinzog. "Nicht operierbar", lautete das einhellige Urteil. Dr. Mücke wagte es trotzdem. Und schaffte es. Das sind Sternstunden eines Chirurgen.


Thomas Mücke ist 37 Jahre alt, gebürtiger Bochumer und zweifacher Doktor, einmal in Medizin und zudem in Zahnmedizin. Überdies verfügt er bereits über eine Habilitation, das ist die Qualifikation zum Professor. Sein Spezialgebiet sind alle Arten von Kopf-, Gesichts- und Mundchirurgie. Dabei hinterlassen seine Eingriffe keine sichtbaren Spuren.

Hier geht es zur Bilderstrecke: Mundoperation