1. Krefeld

Gelduba-Ausgrabung: Legale Sondengänger ärgern Raubgräber

Gelduba-Ausgrabung : Legale Sondengänger ärgern Raubgräber

Die Ausgrabung der Reste einer römischen Siedlung und eines eisenzeitlichen Gräberfelds in Gellep zieht nachts Raubgräber magisch an. Doch die illegalen "Schatzsucher" finden nichts mehr, denn Sondengänger Uli Esters und seine Mitstreiter haben das Gelände ganz legal penibel abgegrast.


Die Grabungsflächen in Gellep bekommt praktisch jede Nacht ungebetenen Besuch. Raubgräber mit Metalldetektoren reisen sogar aus den Niederlanden und Belgien an. Sie suchen Gold, Silber und andere wertvolle Hinterlassenschaften der Römer.

Doch beim Gelleper Grabungsareal ziehen die Illegalen häufig frustriert wieder ab: Es gibt praktisch nichts mehr zu finden.

Das liegt in erster Linie an Ulrich ("Uli") Esters aus Linn und seinen Mitstreitern. Seit Monaten haben diese legal tätigen Sondengänger im Auftrag des Museums Burg Linn spätabends das weitläufige Gelände abgelaufen.

Statt auf Online-Verkaufsbörsen landen die Funde in den Museums-Depots. Für die Forscher das Wichtigste — jeder Fund ist dokumentiert und lässt so Rückschlüsse auf die Geschichte Geldubas zu, des römischen Rheinkastells mit seinem Hafen und seiner zivilen Siedlung.

Hintergrund: Beim Verlieren von Kleingeld waren die Römer ähnlich schusselig, wie heute viele Krefelder. Eine dreistellige Zahl von Münzen kam im Bereich der 3,5 Hektar großen Grabung in Gellep bereits ans Licht, berichtet Dr. Jennifer Morscheiser-Niebergall, Leiterin des Museums Burg Linn - meist kleine Kupfermünzen.

Münzen sind für die Archäologen deshalb so wichtig, weil sie sich klar datieren lassen. Taucht in einem römischen Fundament eine Münze mit dem Gesicht eines bestimmten Kaisers auf, lässt sich die Erbauungszeit klar eingrenzen. Stielt zuvor ein Raubgräber das Geldstück, ist das nicht mehr möglich.

Uli Esters hat in der Sondengänger-Szene den Ruf "wie ein Staubsauger" zu arbeiten. Sprich: Wo der 48-Jährige einmal durch ist, ist bis in ca. 20 Zentimeter Tiefe nichts Metallisches mehr von historischem Wert zu finden.

Regelmäßig trifft er bei seinen abendlichen Runden auf Raubgräber, die sich in der Regel trollen, wenn er sie mit der Taschenlampe anleuchtet.

"Wir arbeiten gerne mit Sondengängern zusammen. Mit seiner Erfahrung ist Uli Esters für uns eine große Hilfe", sagt die Museumsleiterin.

Esters ist seit seiner Kindheit von historischen Funden aus dem Krefelder Hafen fasziniert fasziniert. Damals nahm ihn ein Onkel als Sechsjähriger zu Aushubarbeiten der Becken mit - und Esters machte seinen ersten Fund, eine römische Haarnadel.

"Ich bin kein rheinischer Indiana Jones. Ich suche keine Schätze. Die Funde haben für mich einfach einen hohen Stellenwert", sagt der Mitarbeiter der EGK. Eine frisch gefundene römische Kupfermünze mag heute nur wenige Euro wert sein, "aber der letzte Mensch, der das Geldstück in der Hand hatte, ist seit fast 2000 Jahren tot", unterstreicht der Sondengänger, der für seine Tätigkeit eine Erlaubnis der Oberen Denkmalbehörde hat.

Die Archäologen machen zurzeit immer neue Funde. Gerade kamen ein römischer Ofen und die Reste eines Säulengangs zum Vorschein.
Bis zum 31. Dezember wird auf dem Areal gegraben. Im kommenden Frühjahr wird dort eine Hafen-Mühle gebaut. Esters will "bis zur letzten Minute" weitersuchen.

Hier geht es zur Bilderstrecke: Sondengänger ärgern Raubgräber

(jps)