Gedichte - endlich verständlich erklärt : Kritik aus der Schule Reich-Ranickis
Krefeld Im Literaturhaus stellte der Krefelder Kritiker Henning Heske ein Buch vor, das in mehrerer Hinsicht ungewöhnlich ist.
Georg Aehling fiebert bereits der Leipziger Buchmesse im März entgegen. "Da stelle ich im Literatursalon Nordrhein-Westfalen unseren neuen Band vor", freut sich der Düsseldorfer Verleger.
Die Krefelder Leser dürfen sich mitfreuen. Denn das neue Buch "Fensterschau" hat ein heimischer Literaturkritiker gestaltet: Dr. Henning Heske.
Der Lehrer und Autor mit Wohnsitz in Traar hat im Niederrheinischen Literaturhaus an der Gutenbergstraße die Veranstaltungsreihe "1 Gedicht" mit ins Leben gerufen und schon viele zeitgenössische Lyriker zum Gespräch eingeladen. "Ich suche ein exemplarisches Gedicht des jeweiligen Autors aus und trage meine Deutung vor", erklärt Heske den Ablauf der Veranstaltungen.
Dieses Verfahren hat er nun auch in dem Buch "Fensterschau" angewandt: Es enthält 26 Gedichte unterschiedlicher Autoren, zu denen Heske jeweils eine flüssig geschriebene Interpretation gibt.
"Damit füllt das Buch eine Lücke aus", hebt Georg Aehling hervor, "die Lücke zwischen Lyriker und Leser." Denn vielfach wird moderne Lyrik als schwierig oder gar unverständlich empfunden. Die leichtfüßig verfassten Beschreibungen Heskes schließen nun diese Lücke.
Heske ist beim prominentesten Literaturkritiker Deutschlands in die "Schule" gegangen: dem inzwischen verstorbenen Marcel Reich-Ranicki. Für dessen bekannte Gedichtreihe in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schrieb Heske Interpretationen. "Reich-Ranicki rief mich einmal zu Hause an und gab mir Ratschläge", erinnert sich Heske. So forderte er Heske auf, in der Ich-Form zu schreiben und persönliche Gedanken zum Gedicht auszudrücken. Auch die Texte, die Heske für das neue Buch verfasst hat, bestechen durch eine persönliche Perspektive. Statt lehrbuchhafter Formelsprache sprühen sie geradezu vor originellen Wendungen und Ideen über die Welt, die auch ohne das dazugehörige Gedicht als anregende Lektüre dienen können.
Eine weitere Besonderheit an dem Band "Fensterschau": Alle versammelten Autoren stammen aus oder wirken in Nordrhein-Westfalen. Deshalb hat die NRW-Kunststiftung das Projekt unterstützt. Auch Autoren aus Krefeld sind dabei, wie Liesel Willems. Ebenso finden sich berühmte Namen wie Günter Grass, der einst in Düsseldorf studierte und Durs Grünbein, Deutschlands bedeutendster Lyriker. Als historische Reminiszenz findet sich auch ein Gedicht Heinrich Heines.
Der Band zählt 127 Seiten, ist fest gebunden, mit einem künstlerisch hochwertigen Schutzumschlag versehen und kostet 19.90 Euro.
Zu beziehen ist das Werk beim Düsseldorfer Verlag "Edition Virgines" (www.editionvirgines.de) sowie im Buchhandel.
