1. Krefeld

Katja Kabanowa

Selten prägnante Bilder auf der Bühne : Eine Oper so stark wie eine Milieustudie

Das Stadttheater wagt sich an die tschechische Oper "Katja Kabanowa" - in der Originalsprache.


Zuweilen, wenn der Zuschauer von einer Aufführung emotional besonders gepackt wird, sagt er sich: "ein starkes Stück Theater". Im Falle der Krefelder Inszenierung von "Katja Kabanowa" lässt sich sagen: "ein starkes Stück Oper."


Die Musik spielen die Niederrheinischen Sinfoniker unter Leitung von Generalmusikdirektor Mihkel Kütson. Sie korrespondiert punktgenau mit der dramatischen Handlung; erzeugt bedrohliche, verzweifelte und dann wieder heitere Stimmungen; geht oftmals ins Melodienhafte über.


Die Handlung ist psychologisch glaubwürdig. Kein an den Haaren herbeigezogenes Opernlibretto. Komponist und Autor Leos Janácek ist statt dessen eine überzeugende Milieustudie gelungen:
Eine nach außen bürgerliche Gesellschaft in Osteuropa, diktatorische Familienstrukturen und Menschen, die sich nach individuellem Glück sehnen.


Die Titelheldin wird zwischen brennender Liebe und dem widerstrebenden Druck ihres Über-Ichs seelisch zerrieben bis in den Tod. Sängerin Izabela Matula stellt das innere Ringen nicht nur stimmlich eindringlich dar, sondern auch schauspielerisch.


Die Kostüme (Alexandra Tivig) spiegeln in ihrer betont kleinbürgerlichen Spießigkeit die geistige Enge wieder. Nur Eva Maria Günschmann als leichtlebige Pflegetochter Barbara darf einen modernen Hosenanzug tragen. So bildet sie bereits optisch das Gegenbild zur kleinkarierten Dorfgemeinschaft.


Die Kulisse (Kathrin-Susann Brose) ist geschickt arrangiert. Mittels Drehbühne lassen sich aus Hausfassaden rasch einzelne Zimmer und sogar nächtliche Rendez-vous-Plätze schaffen. Auch an Symbolik mangelt es nicht. Die Wolga, die das tragische Ende besiegelt, taucht schon zu Beginn als drohendes Lichtspiel auf.


Aus dem Zusammenspiel von Kulisse, Kostümen und spielfreudiger Figurenführung entstehen auf der Bühne selten prägnante Bilder. Das gilt nicht zuletzt für die surrealen Traumsequenzen, in denen die psychische Not der Hauptfigur packend spürbar wird. Regisseurin Helen Malkowsky ist schlicht ein Meisterwerk gelungen.


Die Verständlichkeit der Oper ist allein schon durch die nachvollziehbare Handlung gegeben. Zudem laufen wie üblich deutsche Übertitel.

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Die Premiere war nicht ganz ausverkauft. Das ist umso bedauerlicher, als eine Oper aus dem tschechischen Kulturraum nicht alle Tage geboten wird. Der Applaus allerdings fiel umso kräftiger aus und ging sogar in rhythmisches Klatschen über.

Weitere Vorstellungen:
23. Oktober; 13., 18. November; 20., 28. Dezember. Beginn jeweils 19.30 Uhr.
Karten an der Theaterkasse, Tel.: 805-125.