1. Krefeld

Schillers Räuber im Stadttheater: Jugendlicher Zorn

Schillers Räuber im Stadttheater : Jugendlicher Zorn

Das radikale Jugendstück von Friedrich Schiller, "Die Räuber", wird im Stadttheater aufgeführt.

"Das ist verdammt gute Literatur", schwärmt Regisseur Matthias Gehrt von Friedrich Schillers Theaterstück "Die Räuber". Der Schauspieldirektor am Stadttheater hat den spektakulären Erstling des späteren Klassikers Schiller mit seinem Ensemble einstudiert.

Premiere ist am kommenden Samstag, 28. April, um 19.30 Uhr. Weitere Vorstellungen folgen bis in den Juli hinein.


"Die Räuber" wirkten bei ihrer Uraufführung im Jahre 1782 - modern gesprochen - als Schocker. Ein Zeitzeuge berichtet, man habe Damen ohnmächtig aus dem Theatersaal führen müssen. Das lag an zwei Komponenten:

Zu einen behandelt Schiller eine Familiengeschichte, bei der Intrigen zur Todfeindschaft zweier Brüder führen. Zum anderen macht er den "edleren" der Brüder zum Räuberhauptmann aus gekränkter Ehre, dessen Räuberbande aber völlig aus dem Ruder läuft und mit Mord und Brandschatzung das Land verheert.


An diesem Aspekt setzt die Inszenierung von Matthias Gehrt an: "Es geht um den Zorn einer jungen Generation, die aber keine Utopie hat, wie die Verhältnisse zu ändern sind."

Eine solche Konstellation kann zu blinder Gewalt führen. Parallelen in unserer Gegenwart sieht Gehrt beispielsweise in dem Gewaltexzess beim G20-Gipfel in Hamburg.


Um die Zeitlosigkeit der psychologischen Konstellation zu unterstreichen, lässt Gehrt die Schauspieler in zwei Zeitebenen agieren - damals und heute.


Dass der junge Schiller sich ein solch brisantes Thema vornahm, hat mit seiner damaligen Lebenssituation zu tun. Als Jugendlicher war der Schwabe (geboren 1759) gegen seinen Willen in ein strenges Militärinternat in Ludwigsburg gebracht worden.

Dort erhielt er zwar eine hochwertige schulische und berufliche Ausbildung, fühlte sich aber eingesperrt und autoritär bevormundet. Seinen Kummer schrieb er sich heimlich mit "Die Räuber" von der Seele.

Zur Uraufführung in Mannheim musste er aus dem Machtbereich seines Landesherrn fliehen. Der Erfolg der "Räuber" wurde Startschuss für Schillers Karriere.


Auch heute noch ist die Lektüre des Stücks atemberaubend. Auf die Aufführung am Krefelder Stadttheater darf man gespannt sein.

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Vorstellungen: 28. April; 6., 9., 11., 18. Mai; 2. Juni; 10., 15. Juli. Karten an der Theaterkasse, Tel.: 805 125.