1. Krefeld

Expressionismus-Lyrik als Popsongs: In der Welt des Wahnwitzes

Expressionismus-Lyrik als Popsongs : In der Welt des Wahnwitzes

Einen Leckerbissen bereitet das Kresch-Theater vor: Ein Abend mit Krisen-Lyrik in theatralischer Aktion.

Franz Mestre ist bekannt für ein Jugendtheater, das drei Anforderungen erfüllt: es ist zeitgemäß, unterhaltsam und greift klassische Literatur auf.


Diesmal hat sich der kreative Regisseur des Kresch-Theaters die Gedichte des Expressionismus vorgenommen, einer Strömung nach dem Ersten Weltkrieg.
Hört sich für Jugendliche weit entfernt an. Doch die Themen sind der heutigen Zeit sehr verwandt: Verunsicherung über die eigene Identität, Zersplitterung der Welt bis zum Wahnsinn, anonyme Verstädterung.


Auch die Machart des neuen "Stücks" dürfte Jugendliche ansprechen: "Ich habe den Musiker Michael C. Kent gebeten, die expressionistischen Gedichte in eingängige Pop-songs zu verwandeln", erklärt Mestre. Und weil heutzutage Popsongs meist von Videoclips unterlegt sind, spannte Mestre zugleich den Videokünstler Ludwig Kuckartz für das Projekt ein.


Der Bühnenbildner Frank Andermahr schuf für die Aufführungen einen Bühnenraum, der Maß nimmt an den expressionistischen Filmen aus der Frühzeit des Kinos. Besonders der Klassiker "Das Kabinett des Dr. Caligari" von 1920 weckte eine bedrohliche Atmosphäre, indem die Kulissen verzerrt waren, als ob sie zusammenbrechen wollten. Auch das Bühnenbild Andermahrs besteht aus Wänden, die schräg verlaufen. Sinnbild für eine Welt, die aus den Fugen gerät.


"Du musst Caligari werden", hat Mestre denn auch seinen Lyrik-Abend benannt. Klare Anlehnung an den berühmten Stummfilm mit seiner zentralen Aussage, dass man zwischen Wahnsinn und Normalität nicht so leicht unterscheiden kann.


Eine Handlung im traditionellen Sinne hat der Abend nicht. "Es ist aber auch keine Nummernrevue", verspricht Mestre, "das würde bald langweilig." Statt dessen versuchen er und sein Mitspieler Heiko Obermöller, Lyrik "in Aktion" zu bieten.


Premiere ist am Donnerstag, 12. April, um 19 Uhr. Der zweiten Vorstellung am Freitag, 13. April, um 19 Uhr schließt sich eine Diskussion mit dem Publikum an. Ganz speziell wird die "Caligari-Nacht" am 4. Juli, 20 Uhr: Dann nämlich zeigt das Kresch im Anschluss an die Vorstellung den alten Caligari-Film: und zwar open air!


Alle Vorstellungen finden in der Fabrik Heeder an der Virchowstraße statt. Eintritt: 10 Euro , erm. 4 Euro, Schülergruppen ab 10 Personen 3 Euro. Die Aufführungen sind geeignet für Jugendliche ab 14 Jahren. Info: www.kresch.de