Freizeit-Sondengänger macht Sensationsfund : Das Geheimnis des Goldrings

Ulrich Esters ist Schatzsucher. Seit über 30 Jahren durchforstet er den Boden von Gellep, meist nachts. Diesmal gelang dem einsamen Sondengänger ein Coup: Er fand einen Ring aus Gold. Das Stück gibt Rätsel auf: zu winzig für einen Finger und eine merkwürdige Gravur.

Es war abends gegen 23 Uhr, als der Metalldetektor plötzlich ausschlug. Ulrich Esters patrouillierte über das römische Gräberfeld in Gellep. Der Sondengänger grub an der bezeichneten Stelle und stieß auf einen funkelnden Ring aus römischer Zeit. Pures Gold. Aber ein merkwürdig kleines Stück.

Esters schoss ein Foto und sandte es per Handy an die Archäologin und Direktorin des Museums Burg Linn, Dr. Jennifer Morscheiser. Diese geriet außer sich vor Freude.

Die genauere Analyse belegte den ersten Eindruck: "Der Ring stammt aus dem ersten bis zweiten Jahrhundert nach Christus und war wohl für einen Säugling bestimmt." Für die Bestimmung spricht nicht nur der geringe Durchmesser von 1,2 cm. Auch die Gravur lässt darauf schließen: eine Getreideähre. "Das war in der Antike ein Symbol für Fruchtbarkeit und ein gesundes Aufwachsen des Kindes", erläutert Viktoria Appel, Studentin der Archäologie, die sich mit dem Ring intensiv beschäftigt hat.


Nur: zu welchem Zweck haben die Eltern damals ihrem Kind diesen Ring gegeben? Appel: "Es könnte ein Geschenk zur Geburt gewesen sein." Möglich auch, dass er als Anhänger an einer Halskette getragen worden ist. "Vielleicht diente er auch als Grabbeilage", schließt Viktoria Appel keine Möglichkeit aus.


Das Museum Burg Linn jedenfalls ist hoch beglückt, einen solch seltenen Fund ausstellen zu können. Finder Ulrich Esters, dem laut Gesetz die Hälfte des Rings gehört, hat das wertvolle Stück dem Museum geschenkt. "Ich möchte, dass die Bürger es hier betrachten können".


Auch die vielen Münzen, die er schon auf dem Gräberfeld fand, hat er alle dem Museum zur Verfügung gestellt. Ulrich Esters kommt es bei seiner Suche nach Schätzen nicht auf den Wert des Fundes an: "Für mich ist der Weg das Ziel". Der 49-Jährige bewegt sich gern in der freien Natur, da kann er am besten vom Alltag abschalten. Und so wird der Freizeitarchäologe auch weiter in Gellep seine Runden drehen, mit voller Unterstützung des Museums, das von seinem Eifer nur profitiert.