1. Krefeld

Musikereignis des Jahres: Lohengrin im Stadttheater: Entzauberung eines Helden

Musikereignis des Jahres: Lohengrin im Stadttheater : Entzauberung eines Helden

Das Stadttheater führte am Samstag Richard Wagners Oper Lohengrin auf. Unser Bericht:

Der Abschied fällt Lohengrin nicht leicht. In sich verkrümmt windet sich der Schwanenritter vor geschlossenem Vorhang. Doch die Verbindung zwischen dem Gralshüter und der Menschenwelt ist endgültig gescheitert. Weil der Mensch stets Geheimnisse ergründen will, deren Kenntnis ihm nicht zukommt.


Dabei hatte die Geschichte so schön begonnen. Die Niederrheinischen Sinfoniker lassen unter dem Dirigat von Generalmusikdirektor Mihkel Küstson die Ouvertüre sehnsuchtsvoll erklingen. Sie entführt den Zuhörer akustisch in das mystische Reich des Heiligen Grals.


Regisseur Robert Lehmeier lässt dazu ein unschuldiges Kind erst den Vorhang öffnen und anschließend in den überirdischen Gral eintreten. Das wirkt sehr warmherzig. Eben eine romantische Oper. Zudem veranschaulicht die Szene die Vorgeschichte vom verlorenen Gottfried, dessen unerklärliches Verschwinden erst die spätere Katastrophe auslöst.


Auch für das Erscheinen des Schwanenritters hat Lehmann ein wunderbares Bild erschaffen: Statt den berühmten Schwan offen zu zeigen, tritt das Wappentier nur in indirekter Form auf: als maßloses Erstaunen in den Gesichtern des Chores. Das ist viel eindrucksvoller.


Leider wird die berührende Wirkung durch den Schwanenritter selbst konterkariert: Während die Gesellschaft von Brabant in Diplomatenanzügen und Designerkleidern erscheint, tritt Peter Wedd als Lohengrin in einer Art Astronautenanzug eines SF-Films der 60er Jahre auf. Der Blumenkranz um seinen Kopf korrespondiert zwar mit dem geblümten Kleid seiner geliebten Elsa, wirkt aber so lächerlich, dass sich die Heldenfigur satirisch entzaubert (was im Sinne des Zweifels an ihr gewünscht sein mag).

Kluge Strukturierung

Dagegen hebt sich die bodenständige Darstellung von Gegenspieler Telramund ab, der Elsa des Gottfried-Mordes zeiht. Johannes Schwärsky besitzt neben seiner voluminösen Stimme die massige Gestalt und zottelhaarige Frisur, um dem Wüterich die nötige Authentizität zu verleihen. Da mag man kaum nachvollziehen, dass dieser stämmige Mann seinen Kampf gegen den Möchtegernhelden verliert, der Elsas Ehre mit dem Schwert verteidigt.


Izabela Matula als Elsa verkörpert in Mimik und Gestik vom ersten Moment an überzeugend die romantisch Verklärte. Dadurch gewinnen ihre emotionalen Ausbrüche in den hervorragend gemeisterten Arien umso beeindruckenderen Nachhall.

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Die Inszenierung ist klug strukturiert. Nach jedem Akt ist eine Pause eingeplant, was den fast viereinhalbstündigen Abend überschaubar hält. Die Abstimmung zwischen Orchester und Bühnenspiel klappt präzise. Besonders ästhetisch wirkt die aktive Einbeziehung des Vorhangs (es sind sogar zwei), was man heutzutage immer seltener sieht.

Feine Balance

Überdies gelingt Regisseur Lehmeier die feine Balance, den politischen Inhalt, nämlich die Hoffnung auf den starken Problemlöser, zu aktualisieren, ohne den altertümlichen Sagenstoff zu vergewaltigen.


Einzig einige verwirrende Mätzchen, wie eine Schar weiß verschleierter Bräute mit Maschinenpistolen in den Händen, scheint mehr dem optischen Überraschungseffekt als einer schlüssigen Interpretation zu dienen.


Das Premierenpublikum zeigte sich mit dem Abend sehr zufrieden. Der Applaus schwoll mit jeder Verbeugungsrunde an, bis sich die Zuschauer schließlich sogar von den Sitzen erhoben.