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Krefelder Wissenschaftlerin untersucht rätselhaften Todesfall: Das Phantom aus Norwegen

Krefelder Wissenschaftlerin untersucht rätselhaften Todesfall : Das Phantom aus Norwegen

Ein mysteriöser Todesfall bringt die Leiterin des Textilmuseums ins norwegische Fernsehen.

Der Anruf kam aus Norwegen: Ob Dr. Annette Schieck die Kleidung eines Mannes untersuchen könne, der am 22. September 1987 im hohen Norden unter einen Zug kam?
Denn die norwegische Polizei steht vor einem Rätsel: "Wir kennen bis heute die Identität des Toten nicht", erklärt Kommissar Asbjörn Hansen, der mittlerweile im Ruhestand ist. Auch ist der Ablauf des Geschehens nicht klar: "Vielleicht wurde der Mann vor den Zug geworfen", vermutet Kommissar Hansen einen Mord.


Der Journalist Espern Storsve hat sich jetzt des Falles angenommen. Mit seinen Kollegen dreht er einen Film für das norwegische Pendant der bekannten Kriminalsendung "XY...ungelöst".


Dazu sind die beiden Norweger eigens nach Krefeld gekommen. Sie präsentierten Dr. Schieck die Kleidung des zur Zeit des Todes 55 - 65 Jahre alten Mannes und filmten sie bei der Untersuchung.


Als Archäologin ist Dr. Schieck die Interpretation alter Textilien gewohnt. Deshalb wurde sie als Expertin hinzugezogen. Dass eine deutsche Wissenschaftlerin dafür angesprochen wurde, hat seinen Grund: einige Kleidungsstücke stammen aus Deutschland.


Merkwürdig: aus allen Kleidungsstücken sind die Etiketten sorgfältig herausgelöst worden. Offenbar wollte jemand verhindern, dass ihre Herkunft nachvollzogen werden konnte. "Meist haben auch Hemden und Pullover eingestickte Firmenlogos", merkt Dr. Schieck an, "aber nicht bei den Sachen, die der Mann trug."


Die Wissenschaftlerin vermutet, dass es sich um Stücke einer Hausmarke der Firma Hertie handelt. Die Schuhe des Toten stammen von der Firma Mephisto.


Dr. Schieck: "Das zeigt, dass er Geld in gutes Schuhwerk investiert hat, das orthopädisch sinnvoll war." Dies seien von der ganzen Ausgestaltung her Schuhe, wie sie von Architekten oder Ingenieuren getragen würden. Dr. Schieck: "Das passt auch zum übrigen Outfit des Mannes." Denn auch die Kleidung sei hochwertig gewesen, von qualitativen Materialien. Arm kann der Mann also nicht gewesen sein.


"Es sei denn, er hätte die Kleidung aus einem Second-hand-Laden bezogen", wirft Espern Storsve ein. Dafür könnte eine mysteriöse fünfstellige Nummer sprechen, die auf ein Etikett geschrieben ist. Dr. Schieck: "Die 1 dieser Nummer wurde auf typisch deutsche Art geschrieben". Also mit Aufwärtshäkchen (während im Englischen nur ein Strich gemacht wird).

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Die Fragen reißen nicht ab: Warum trug der Mann Zigaretten osteuropäischer Herkunft bei sich? Warum trug er Stützstrümpfe, die man im Krankenhaus gegen Thrombose bekommt? Warum hat den Mann niemand nach Norwegen einreisen gesehen? Wo war er abgestiegen, denn im Gesicht war er frisch rasiert?


Das Wichtigste: Warum vermisst ihn niemand? "Wir haben bei Interpol und dem deutschen Bundeskriminalamt BKA nachgefragt", erklärt Storsve, "aber unter den vermissten Personen aus der Zeit ist er nicht zu finden." Obgleich seine Fingerabdrücke vorliegen.


Eine Belgierin gab Dr. Schieck einen möglichen Hinweis: In den 80er Jahren hätten Fluchthelfer Menschen aus dem damaligen Ostblock herausgeschmuggelt. Dazu hätten sie aus westlicher Kleidung die Etiketten herausgelöst, damit die östlichen Fahnder keine Rückschlüsse ziehen konnten, falls die Flucht scheiterte.


Espern Storsve und Asbjörn Hansen hoffen, dass die Ausstrahlung der Sendung neue Aufschlüsse gibt. Bisher trägt der Grabstein des Mannes keinen Namen.