1. Krefeld

Bienen in der City

Im Hof des Katasteramtes : Bienenstock mitten in der City

Mitten in der Stadt hat ein Imker einen Bienenstock errichtet. Gleich neben seinem Büro.


An der Friedrichstraße in der Innenstadt residiert seit einigen Wochen eine Königin.
Sie ist die uneingeschränkte Herrscherin des Luftraums und ihr gehorchen rund 5000 Untertanen. Diese schwärmen täglich aus und versorgen ihre Herrscherin mit Honig.


Doch die eigentliche Hausherrin in der Nummer 25 heißt Deike Herrmann. Sie leitet den städtischen Fachbereich Vermessungs- und Katasterwesen. Vor ein paar Jahren zog der Fachbereich in das ehemalige Volksbankgebäude. Nachdem kürzlich ein kleiner Garten im Innenhof eingerichtet worden ist, betreibt Vermessungsingenieur und Hobbyimker Rainer Geicke dort einen Bienenstock.


Seit Mitte Juni steht der Stock auf einem Balkon, geschützt vor zu starker Sonneneinstrahlung. Trotz der Nähe zu den Büros müssen die Mitarbeiter keinen unliebsamen Bienenbesuch fürchten, da die Tiere im Gegensatz zu Wespen Räume meiden.


In seinem Büro in der zweiten Etage bewahrt Geicke eine Kiste mit allen Utensilien für die Bienenbetreuung auf, unter anderem den Smoker. "Für die Bienen bedeutet Rauch, es besteht eine Gefahr", erläutert der 57-Jährige. Die Tiere "denken", ihr Stock brenne ab. Sofort beginnen sie, ihre Mägen mit Honig zu füllen, um an anderer Stelle ein neues Heim zu bauen. So sind die Bienen beschäftigt und "verschonen" den Imker.
Die Königin hat eine Lebenserwartung von vier bis fünf Jahren. Die Arbeitsbienen leben im Sommer nur sechs Wochen, im Winter drei bis vier Monate. Geicke schätzt, dass zur Zeit in seinem Stock etwa 4000 bis 5000 Bienen leben.


Honig sammeln ist schwere Arbeit: "Für ein Kilogramm Honig, also zwei Gläser, muss die Biene rund 30 000 Kilometer fliegen. Eine enorme Leistung", erklärt Geicke. Dass die Bienen in der Stadt eventuell keine Nahrung finden, diese Vermutung räumt der Imker schnell aus. Blühende Bäume wie die Linde, die Balkonblumen und die zahlreichen Krefelder Innenhöfe mit ihrer Bepflanzung bieten den Bienen ein reichliches Angebot. Und im Gegensatz zum Land seien die Pflanzen hier nicht mit Pestiziden oder anderen Spritzgiften belastet. "Die Stadt ist also kein Nachteil".


Pläne für die Zukunft? Je nachdem wie die Ernte 2019 ausfällt, kann sich Geicke vorstellen, den Krefelder Stadthonig mit einem speziellen Etikett zu versehen. Ob er ihn auch zum Verkauf anbieten wird, steht noch nicht fest