1. Krefeld

Kaiser-Wilhelm-Museum: Überraschende Mitmachausstellung: Besucher wird zum schwarzen Mann

Kaiser-Wilhelm-Museum: Überraschende Mitmachausstellung : Besucher wird zum schwarzen Mann

Der Künstler Christian Falsnaes schickt die Besucher des Kaiser-Wilhelm-Museums auf Abenteuerreise.

Der graue Vorhang zum geheimnisvollen Raum ist zugezogen. Was mag sich dahinter verbergen? Etwas zaghaft öffnet der Besucher den Vorhang. Grelles Licht einer Kamera empfängt ihn; und ein fremder Mann, der den Besucher zum Tänzchen auffordert. Soll er der Aufforderung nachkommen? Egal, wie er sich entscheidet, die Kamera überträgt seine Reaktion auf eine Leinwand.


"Der Besucher schafft sein eigenes Bild und kann es in Echtzeit sehen", erklärt Christian Falsnaes. Der dänische Performance-Künstler hat schon in Argentinien, Schweden, der Schweiz und Italien ausgestellt. "Die Ausstellung in Krefeld ist seine bislang größte", betont Kuratorin Dr. Sylvia Martin, "wir zeigen acht seiner Arbeiten in acht Räumen."


Das Besondere seiner Arbeiten: Nicht Bilder stehen im Mittelpunkt, sondern der Besucher. "Die Ausstellung ist ein sozialer Raum", beschreibt Falsnaes seine Kunstauffassung. So geht es im Raum mit der Kamera zum einen um Machtausübung, aber auch um Selbstvergewisserung: Wie reagiere ich? Was erlebe ich an mir selbst?


Wie weit solche Mitmachspiele gehen können, zeigen einige Videos von bisherigen Auftritten Christian Falsnaes. In einem Film animiert er eine Bierzeltgesellschaft, mit ihm zusammen ein Musikvideo zu drehen. Am Ende lässt er sich nackt durch den Raum tragen.
So weit wird es im ehrwürdigen Kaiser-Wilhelm-Museum nicht kommen. Doch über ein Telefon ist der Künstler jederzeit erreichbar und fordert bei Anruf den Besucher zu spontanen Aktionen auf.


Wer lieber allein auf Abenteuersuche geht, kann sich im komplett weißen Raum ein Ganzkörperkostüm in tiefem Schwarz überziehen. Stand bisher die Individualität des Besuchers im Vordergrund, verschwindet er jetzt zum kollektiven Körper ohne Unterscheidbarkeit.


KWM-Direktorin Katia Baudin reiht Falsnaes in das Konzept des "erweiterten Kunstbegriffs" ein, das Joseph Beuys einst im Krefelder Museum vorführte. Kunst verstand der Jahrhundertkünstler als soziale Aktion.


Die Ausstellung mit dem Titel "Force" (Macht) eröffnet am morgigen Donnerstag, 22. März, um 19 Uhr mit einer persönlichen Performance von Christian Falsnaes. Sie endet am 24. Juni.