1. Krefeld

Verein Villa Merländer erwartet mehr Unterstützung durch die Stadt: Ärger um Stolpersteine

Verein Villa Merländer erwartet mehr Unterstützung durch die Stadt : Ärger um Stolpersteine

Zur Erinnerung an den von den Nazis ermordeten Richard Merländer darf kein "Stolperstein" verlegt werden. Der Stein für Dr. Hirschfelder ist vom Ostwall verschwunden.

"Stolpersteine" des Kölner Künstlers Günter Demnig erinnern an Wohnorte von Opfern der Nazi-Diktatur. Das Antragsverfahren für die Metallplaketten hat in Krefeld der Verein Merländer übernommen. Inzwischen sind 61 Steine verlegt worden.

Nun gibt es Ärger: Ausgerechnet vor der NS-Dokumentationsstelle Villa Merländer darf kein Stolperstein eingelassen werden. Das teilte der Verein der Rheinischen Post mit.

Die Familie der Hausbesitzerin hatte, wie so viele, das jüdische Eigentum 1938/39 übernommen. möchte jedoch auch heute noch nicht daran erinnert werden, dass die vorherigen Eigentümer in der Folge ermordet worden sind. Der Villa Merländer-Verein hält es für äußerst fragwürdig, ob hier aufgrund eines solchen "Familiengeheimnisses" das Gedenken an die Opfer verhindert werden kann.

"Hier sollte die Erinnerungskultur Vorrang vor Einzelinteressen haben. Bei den Stolpersteinen stehen nicht die Täter im Fokus, sondern die Opfer", so der Verein in einer Pressemitteilung.

Bei künftigen Steinverlegungen erwartet der Verein von der Verwaltung mehr Unterstützung bei der Ermittlung der Hauseigentümer, häufig auswärtige Erben(gemeinschaften) oder Käufer. Falls Anschriften aus Datenschutzgründen nicht mitgeteilt werden dürfen, sollte die Verwaltung die Anfrage des Vereins weiterleiten.

Mit der Verlegung geht der Stolperstein in das Eigentum der Stadt über. Die Stadt ist damit dafür verantwortlich, dass einmal verlegte Steine bei Bauarbeiten gesichert werden. Bei der Vergabe an Fremdfirmen sind diese dazu zu verpflichten, dass der Stolperstein an der Stelle wieder verlegt wird, wo er sich ursprünglich befunden hat.

So konnte der Stolperstein für Paula Billstein zwar durch aufmerksame Bürger gerettet werden, als er schon auf einem Schutthaufen abgelegt worden war. Anschließend wurde er aber so am Rande des Bürgersteiges verlegt, dass kein Fußgänger mehr gedanklich "darüber stolpert".

Der Stein für Dr. Kurt Hirschfelder am Ostwall 148 ist mittlerweile verschwunden. Aus der Verwaltung bekam der Verein zu hören, dass der Hirschfelder-Stein auf jeden Fall an die ursprüngliche Stelle zurück soll.

Der Villa Merländer Verein hat sich bereit erklärt, die Verwaltung bei der Erstellung eines "Stolpersteinkatasters" zu unterstützen, wenn diese sich nur bereitfindet, die gelegten Steine zu schützen.

(StadtSpiegel)