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OB Frank Meyer im Interview: 2017: Jahr der Weichenstellungen

OB Frank Meyer im Interview : 2017: Jahr der Weichenstellungen

Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer spricht im Extra-Tipp-Interview über 2017 und die Herausforderungen des kommenden Jahres.


Herr Meyer, was waren aus Ihrer Sicht die wichtigsten Ereignisse für Krefeld 2017?

Meyer Das Jahr 2017 war dicht gefüllt mit wichtigen Entscheidungen und Weichenstellungen. Viele dieser Fäden sind am 5. Dezember im Stadtrat zusammengelaufen — bei der wohl wichtigsten Ratssitzung meiner bisherigen Amtszeit. An diesem Tag haben wir unter anderem den Haushalt 2018 beschlossen, die Gründung des Kommunalbetriebs Krefeld in die Wege geleitet und erste Pflöcke zur Zukunft des Seidenweberhauses eingeschlagen. Hinter diesen Entscheidungen stecken Wochen und Monate der Vorbereitung, viele Dutzend Gespräche und Diskussionen. Ich weiß, dass Themen wie Verwaltungsstruktur und Haushaltsausgleich nicht besonders sexy klingen. Trotzdem bilden sie ein entscheidendes Fundament für die Arbeit der kommenden Jahre.


Wichtig waren mir aber auch im Jahr 2017 die Termine, die auf den ersten Blick gar nicht so spektakulär wirken, zum Beispiel die persönliche Übergabe von Ehrenamtskarten, die Feier des jüdischen Lichterfestes im Rathaus, die gemeinsame Aktion "Krefelder Kindertaler" oder der Empfang für die eingebürgerten Krefelderinnen und Krefelder. All das sind Bausteine einer Kultur, für die ich als Oberbürgermeister jetzt und in Zukunft stehen will.


Mir ist es wichtig, dass wir in dieser Stadt gut miteinander umgehen, dass wir Menschen und ihre Leistungen wertschätzen, dass wir dort Unterstützung geben, wo sie gebraucht wird, dass wir Möglichkeiten der Begegnung schaffen — gerade dort, wo ein Dialog nicht selbstverständlich ist. Eine solche Kultur lässt sich nicht von heute auf morgen umsetzen, aber es lohnt sich, jeden Tag dafür zu arbeiten.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für Krefeld im nächsten Jahr — und um was kümmern Sie sich als erstes?

Meyer An erster Stelle stehen für mich die Zukunftsthemen: Bildung, Chancen für Kinder und Jugendliche in unserer Stadt, Infrastruktur und wirtschaftliche Entwicklung, Digitalisierung. In vielen wichtigen Bereichen hat Krefeld Nachholbedarf, deshalb müssen wir mehrere Themen gleichzeitig anpacken. Zum Beispiel werden wir in den kommenden Jahren mit Investitionen von insgesamt 99 Millionen Euro den Sanierungsstau an unseren Schulen bekämpfen.


Wir sind es unseren Kindern schuldig, für sie ein angemessenes und modernes Lernumfeld zu schaffen. Rund 140 Millionen Euro fließen in den nächsten Jahren in die Sanierung von Straßen und Radwegen — jede Krefelderin und jeder Krefelder weiß aus eigener Erfahrung, wie dringend notwendig das ist.

  • Kulturformat „Glasklar“ am Sonntagnachmittag : Benefizaktion in der Seidengalerie am Ostwall
  • Zeugen gesucht : Krefelderin von Exhibitionist belästigt
  • Michael Boris, Trainer des Fussball-Clubs  Fehervar
    Grundsteinlegung erfolgt : Startschuss für das neue „Et Bröckske“


Und da wirtschaftlicher Fortschritt immer auch digitaler Fortschritt ist, investieren wir mit Hilfe von Bund und Land rund zwölf Millionen Euro in den Breitbandausbau.


Außerdem ist und bleibt es eine riesige Herausforderung, das Erbe dieser Stadt zu erhalten. Es ist offensichtlich, dass in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten zu wenig getan wurde, um Krefelds großartige Bausubstanz zu bewahren. Deshalb sanieren wir unter anderem die Häuser Esters und Lange und das Stadthaus, so wie wir es mit Kaiser-Wilhelm-Museum schon getan haben. Außerdem kümmern wir uns mit Hilfe der Bau GmbH um das Stadtwaldhaus.

Wo würden Sie künftig lieber Veranstaltungen sehen: In einem Seidenweberhaus-Neubau oder einem umgebauten Alten Kesselhaus?

Meyer Ich kann und will dieser Entscheidung nicht vorgreifen. Wir haben der Politik gerade in der Ratssitzung eine umfangreiche Darstellung mit Zahlen und Fakten vorgelegt. Aktuell prüfen wir mit Hilfe eines externen Gutachters drei Varianten für die Zukunft des Seidenweberhauses und des Theaterplatzes. Im Sommer 2018 werden wir dem Stadtrat einen Vorschlag zur Entscheidung vorlegen.
Mir ist wichtig, dass wir am Ende auf dem Theaterplatz eine neue Aufenthalts- und Lebensqualität hinbekommen — und zwar nicht nur in baulicher Hinsicht.

Sie wollen im April auch das Kulturdezernat übernehmen. Wird Kultur damit wichtiger für Krefeld — und gibt es dann auch mehr Geld?

Meyer Die Kultur ist in Krefeld bereits wichtig — sie gehört zu den großen Stärken unserer Stadt. Sie bietet Lebensqualität, dient als weicher Standortfaktor, vermittelt Bildung und Unterhaltung, schafft Orte für Begegnung und Dialog. Ich habe total Lust auf diese neue Aufgabe. Aber mit einem Geldkoffer kann ich nicht dienen. Die für die Kultur zur Verfügung stehenden Mittel sind im Haushalt klar definiert. Und über allem steht das Ziel, nach 25 Jahren erstmals wieder einen ausgeglichenen Haushalt hinzukriegen — hoffentlich schon 2019.

Der KFC hat sich den Aufstieg in die dritte und zweite Liga zum Ziel gesetzt. Sollte das klappen: Könnte Krefeld die dafür nötigen Umbauten in der Grotenburg überhaupt realisieren?

Meyer Für die künftige Nutzung der Grotenburg gab es einen Ortstermin mit Vertretern des DFB. Die Ergebnisse werten wir jetzt aus. Am Zustand des Stadions darf die Teilnahme an der dritten Liga nicht scheitern. Ich bin seit meiner Kindheit Fan dieses Vereins und habe alle Höhen und Tiefen miterlebt.
Deshalb freue ich mich nicht nur als Oberbürgermeister, sondern auch ganz persönlich über die tolle Entwicklung, die Verein und Mannschaft aktuell hinlegen.
Es wäre fantastisch, mit dem KFC in die Dritte Liga aufzusteigen. Und natürlich wäre das auch gut für die Stadt.

Wenn Sie für Krefeld für 2018 einen Wunsch frei hätten — was wäre das?
Meyer Ich will mich nicht damit abfinden, dass so viele Kinder in Krefeld Not leiden. Deshalb betrachte ich die Bekämpfung der Kinderarmut als eine unserer wichtigsten Aufgaben. In Krefeld nimmt die Koordinatorin für das Programm "Kein Kind zurücklassen" (Kekiz) am 2. Januar ihre Arbeit auf.
Mit ihrer Hilfe wollen wir die Aktivitäten noch besser vernetzen, die Partner aus Verwaltung, Sozialverbänden und Bürgerschaft noch enger zusammenbringen.

Aktionen wie der "Krefelder Kindertaler" sind ein guter Anfang. Nach dem Jahreswechsel werden wir ein weiteres großes Projekt zur Bekämpfung von Kinderarmut vorstellen. Man muss schließlich auch was dafür tun, dass Wünsche wahr werden.

Extra-Tipp-Redaktionsleiter Jan Popp-Sewing führte das Gespräch.