1. Krefeld

Ach, übrigens...: Es gibt nicht „die Türken“

Ach, übrigens... : Es gibt nicht „die Türken“

"Was du nicht willst, dass man dir tut, das füg auch keinem andern zu."

Die Wahl in der Türkei ist gelaufen, das Ergebnis steht fest und muss letztlich akzeptiert werden. Allerdings, so ist das nun einmal in einer Demokratie wie der unseren, darf und sollte es auch kritisch hinterfragt werden.

Dass knapp 63 Prozent der in Deutschland lebenden Türken, die an der Abstimmung teilnahmen, mit "Evet" (Ja) votierten und sich so für das Präsidialsystem von Recep Tayyip Erdogan aussprachen, ruft Unverständnis hervor, wirft aber auch Fragen auf.

Wie kann es sein, dass Menschen, die bei uns alle Vorzüge der Demokratie und des Sozialstaats genießen, ihre Stimme für einen Wechsel hin zur Autokratie abgeben? Sie haben sich letztlich für ein politisches System entschieden, in dem sie selbst nicht leben wollen. Wie passt das zusammen?

Ach, übrigens: In Krefeld feierten Erdogans Anhänger den knappen Sieg mit einem Autokorso samt Hupkonzert in der Südstadt. 7650 türkische Wahlberechtigte leben hier. Gefeiert hat eine absolute Minderheit.

Wer nun fordert, dass "die Türken" doch dahin zurückkehren sollen, wo Meinungs- und Pressefreiheit mit Füßen getreten, Andersdenkende inhaftiert und die Todesstrafe wieder eingeführt werden soll, denkt zu kurz: Denn "die Türken" gibt es genau so wenig wie "die Deutschen"!